Versicherer fürchten extremen Hagelschlag
Autor: Carsten Hoefer, dpa
, Montag, 11. Dezember 2023
Hagel ist eine Begleiterscheinung sommerlicher Gewitter. Versicherungen sehen eine zunehmende Zerstörungsgewalt dieser kleinräumigen Unwetter. Warnendes Beispiel sind drei oberbayerische Gemeinden.
Deutschlands Versicherer fürchten wachsende Zerstörungsgewalt von Hagelunwettern. Ein außergewöhnlicher Hagelschlag, der im Sommer drei Gemeinden am Alpenrand verwüstete, hat dort ebenso außergewöhnliche Zerstörungen angerichtet.
Nach Daten der Versicherungskammer Bayern meldeten anschließend an die 90 Prozent ihrer Kunden Schäden, ein extrem hoher Anteil. Die Geowissenschaftler des Rückversicherers Munich Re gehen sowohl von einem Trend zu größeren Hagelkörnern als auch einem Zusammenhang mit dem Klimawandel aus.
Nach Einschätzung des Deutschen Wetterdiensts ist allerdings wissenschaftlich nicht belegt, dass die Hagelkörner langfristig tatsächlich größer - und damit gefährlicher - geworden sind. Der Hagelsturm «Denis», der in der Versicherungsbranche Aufsehen erregte, ging am 26. August über Oberbayern und Teilen Schwabens nieder. Am schwersten getroffen wurden laut Versicherungskammer Bad Bayersoien, Benediktbeuern und Königsbrunn, drei idyllische Gemeinden im Alpenvorland.
17.500 Schadenmeldungen
Allein bei der Versicherungskammer gingen 17.500 Schadenmeldungen ein, darunter eine Vielzahl von Großschäden: «Komplett zerstörte Dächer, vielfach zerstörte Häuserfassaden, häufig sind auch die Fensterscheiben zerstört worden», fasst Christian Krams zusammen, Leiter Konzern-Schaden bei der Versicherungskammer Bayern.
«Das waren schon keine Hagelkörner mehr, sondern bis zu zehn Zentimeter große Hagelbälle, die sich in den Innenräumen ähnlich wie Billardkugeln verhalten haben und dort auch noch einmal Zerstörungen angerichtet haben.» So wurden viele Häuser sowohl außen als auch innen stark beschädigt. «Und damit haben wir erheblich höhere Schadendurchschnitte», sagt Krams.
Bei der Allianz gingen für «Denis» und die unmittelbar danach folgende Unwetterfront «Erwin» bundesweit 37.000 Schadenmeldungen mit einem Bruttoschaden von 290 Millionen Euro ein. In Benediktbeuern wurden demnach rund 70 Prozent der bei der Allianz versicherten Gebäude beschädigt. «Denis/Erwin war ein außergewöhnlich starker Hagel, was Hagelkorngröße und –intensität betraf», sagt eine Sprecherin. Grundsätzlich seien Hagelereignisse immer sehr regional begrenzt. «Somit haben wir bei Hagelereignissen immer eine sehr starke Konzentration auf kleinem Raum.»
Noch größere Hagelkörner als in Oberbayern wurden in diesem Jahr in Norditalien beobachtet. «Der Klimawandel trägt dazu bei, unwetterträchtige Wetterlagen zu begünstigen, die wiederum das Potenzial für die Bildung von schweren Hagelunwettern mit sich bringen», sagt eine Sprecherin der Munich Re.