Druckartikel: Versicherer fordern neues Alkohol-Verbot: "Schutzschild vor sich selbst"

Versicherer fordern neues Alkohol-Verbot: "Schutzschild vor sich selbst"


Autor: Agentur dpa

Deutschland, Freitag, 18. Juli 2025

Die deutsche Versicherungsbranche will ein neues Alkoholverbot für bestimmte Altersgruppen im Straßenverkehr. Dies soll dazu dienen, Unfälle zu verhindern, heißt es.
Geht es nach deutschen Versicherern sollen Menschen bis 24 beim Fahren keinerlei Alkohol intus haben.


Angesichts zahlreicher Verkehrsunfälle junger Fahrer unter Alkoholeinfluss plädieren die Versicherer für eine Verlängerung des Alkoholverbots um vier Jahre. Für eine erhöhte Verkehrssicherheit wäre es sinnvoll, die Ausweitung dieser Regelung bis zum 24. Lebensjahr in Betracht zu ziehen, wie der Gesamtverband der Versicherer in Berlin mitteilte.

Dies könne helfen, "nüchternes Fahren idealerweise zur Gewohnheit werden zu lassen". Derzeit gilt ein striktes Alkoholverbot am Steuer bis zum 21. Geburtstag. Laut der Unfallforschung der Versicherer haben Autofahrer und -fahrerinnen im Alter von 18 bis 24 Jahren im Jahr 2023 insgesamt 1.287 Unfälle unter Alkoholeinfluss verursacht. Ein anderes Alkoholverbot soll bald nach dem Willen der bayerischen Gesundheitsministerin greifen.

0-Promille-Grenze am Steuer soll bis 24 gelten - "hält sie meist davon ab"

Dabei kamen 18 Menschen ums Leben und 372 wurden schwer verletzt. Etwa zwei von drei dieser Unfälle wurden demnach von den 21- bis 24-Jährigen verursacht. Laut Statistischem Bundesamt gab es 2023 deutschlandweit insgesamt 2.839 Todesfälle bei Verkehrsunfällen. "Junge Fahrende überschätzen sich häufiger selbst, sind risikofreudiger und weniger erfahren im Fahren. Auch bestehen Wissenslücken zum Alkoholabbau und Restalkohol", sagte die Leiterin der Unfallforschung, Kirstin Zeidler. "Das Alkoholverbot ist für 18- bis 20-jährige Fahranfängerinnen und Fahranfänger eine Art Schutzschild vor sich selbst und äußeren Einflüssen."

 

"Den Führerschein zu riskieren, hält sie meist davon ab, sich alkoholisiert ans Steuer zu setzen", stellte Zeidler fest. "Auch ihr Umfeld akzeptiert dies in der Regel und animiert nicht zum Mittrinken." Untersuchungen belegen dem Gesamtverband zufolge den Erfolg dieses Verbots. Wer bis 21 mit Alkohol am Steuer erwischt wird, dem drohen laut dem Automobilclub ADAC 250 Euro Bußgeld sowie ein Punkt im Fahreignungsregister in Flensburg. Fahren unter Alkoholeinfluss während der zweijährigen Probezeit hat noch weitere Konsequenzen. Aus Sicht der Versicherer ändert sich mitunter das Verhalten mit dem 21. Lebensjahr.

Sobald das Alkoholverbot und damit das Schutzargument wegfällt, wird für viele Fahren unter zumindest geringen Alkoholmengen zur neuen Norm, so der Verband. Dabei ist den meisten nicht bekannt, dass auch unterhalb von 0,5 Promille rechtliche Konsequenzen drohen können. Die Experten der Unfallforschung forderten, in der Fahrausbildung verpflichtend den Umgang mit Situationen zu trainieren, in denen sich junge Menschen zwischen Alkoholkonsum und Fahren entscheiden müssen. Zudem seien schärfere Alkoholkontrollen nötig. Entscheidend sei auch ein breites Angebot des öffentlichen Nahverkehrs, an Fahrgemeinschaften oder alternativer Angebote wie Taxifahrten zum halben Preis.

Wie wir künstliche Intelligenz einsetzen