Verkauft Tchibo Leichensäcke? Übersetzung sorgt für Kopfschütteln
Autor: Strahinja Bućan
Deutschland, Montag, 17. Juli 2023
Der Einzelhändler Tchibo hat mit einer sehr merkwürdigen Übersetzung für Irritationen gesorgt. Aus einer Umhängetasche wurde kurzerhand ein Leichensack.
Der Hamburger Einzelhändler Tchibo gibt sich gerne international. Kein Wunder, denn auch im Ausland will man mit praktischen Lösungen aus Deutschland punkten. Doch die Übersetzung von Produktbezeichnungen hätte man in einem aktuellen Fall lieber Profis überlassen sollen. Dann wäre aus einer simplen Umhängetasche auch nicht so schnell etwas ganz anderes geworden.
Genauso wie die Produkte von Tchibo ist auch die deutsche Sprache unglaublich praktisch. Man schaut sich die Funktion einer Sache an, beschreibt sie so genau wie möglich und voilà - schon hat man das passende Wort. So ähnlich war es sicher auch bei einer stylishen und robusten Umhängetasche, beziehungsweise Brusttasche, die Tchibo derzeit für gut zehn Euro im Angebot hat. Das Problem: Auf Englisch funktioniert das nicht unbedingt so einfach.
Aus Umhängetasche wird Leichensack - Tchibo irritiert mit Übersetzung
Die Macher der Umhängetasche dachten sich wohl: Die trägt man am Körper, also geht Körpertasche genauso gut. Für die internationale Kundschaft auf Englisch übersetzt, kam schließlich "Bodybag" heraus. Das Blöde nur: Ein "Body bag" beschreibt nicht etwa eine handliche Tasche zum Verstauen alltäglicher Dinge für unterwegs. Das englische Wort bedeutet auf Deutsch nämlich "Leichensack".
Unter anderem der Astrophysiker und SPD-Politiker Tim Tugendhat ist auf das Produkt aufmerksam geworden - und kam nicht umhin, einen bissigen Kommentar dazu auf Twitter zu posten. "That German urge to utterly misappropriate an English term in a commercial way", schrieb er auf Englisch unter ein Foto der Umhängetasche. Übersetzt heißt das so viel wie: "Der deutsche Zwang, einen englischen Begriff für kommerzielle Zwecke zu missbrauchen". Der hauptberufliche Datenanalyst bei der Bahn dürfte sich auskennen: Aufgrund seines Studiums der Astrophysik im britischen Durham verfügt er zumindest über rudimentäre Kenntnisse der englischen Sprache.
Im Netz hat der Übersetzungs-Fauxpas allerdings für viel Schmunzeln gesorgt. "Da braucht man aber einige, um einen Körper darin verstauen zu können", meint ein Twitter User. Ein anderer sieht darin - Vorsicht, schwarzer Humor - ein perfektes Mitbringsel für die Großeltern. Und viele andere stellen den "Bodybag" in die Nähe einer weiteren morbiden Denglisch-Kreation, nämlich dem "Public viewing". Diese bezeichnet in Amerika nämlich nicht das Fußballschauen in der Öffentlichkeit, sondern die öffentliche Aufbahrung eines Leichnams.