EM-Finale und viel Sonne - davon träumen die Baumärkte 2024
Autor: Christian Rothenberg, dpa
, Montag, 04. März 2024
Beim Einkauf in Fachmärkten waren Verbraucher zuletzt sparsam. Für 2024 setzt die Baumarktbranche jetzt auf einen Stimmungsaufschwung. Was hat die Fußball-Europameisterschaft damit zu tun?
Die Hoffnungen liegen auf Nationaltrainer Julian Nagelsmann und seiner Mannschaft. Hätte die Baumarktbranche für 2024 zwei Wünsche frei, dann wären es wohl diese: ein Finaleinzug der Nationalelf bei der Fußball-Europameisterschaft im eigenen Land sowie gutes Sommer- und Grillwetter.
Beides zusammen wären günstige Voraussetzungen. Dafür, dass viele Menschen in Deutschland im Sommer Zeit im eigenen Garten verbringen und die Stimmungskurve steigt. Und ganz nebenbei auch für ein erfolgreiches Jahr für die Bau- und Gartenfachmärkte.
Der Handel kann das gut gebrauchen. Hinter der Branche liegt ein schwieriges, ja «ein dramatisches Jahr». Das räumten Vertreter des Handelsverbandes Heimwerken, Bauen und Garten (BHB) in Köln offen ein. Trotz gestiegener Preise gingen die Umsätze 2023 um 3,1 Prozent zurück, inflationsbereinigt sogar um etwa 9 Prozent - und damit deutlich stärker als im Einzelhandel insgesamt.
Inflation, Regen und Heizungsgesetz
Die Coronazeit hatten viele Verbraucherinnen und Verbraucher auch dazu genutzt, ihre eigenen vier Wände zu verschönern, Renovierungen umzusetzen und auch vorzuziehen. Zuletzt verzichteten sie wegen der hohen Inflation jedoch häufig auf nicht notwendige Anschaffungen und größere Projekte für Haus und Heim. Stark betroffen waren neben der Möbelindustrie auch die Baumärkte.
Neben Sparsamkeit und schlechter Stimmung bei vielen Kunden kamen andere Faktoren erschwerend hinzu: Aufgrund des langen Winters und viel Regen lief das für die Märkte so wichtige Frühjahrsgeschäft schlecht. Auch Lieferkettenprobleme und der Einbruch beim Neubau wirkten sich negativ aus - je weniger neue Wohnungen, desto weniger Aufträge für Erstausstattung. Der Streit um das Heizungsgesetz hat der Baumarktbranche nach eigenen Angaben ebenfalls geschadet. Demnach brachen die Umsätze im Bereich Sanitärinstallation und Heizung nach Verabschiedung des Gesetzes ein.
Scharfe Konkurrenz durch Discounter, Amazon und Temu
Mit Blick auf 2024 ist der Handel allenfalls vorsichtig optimistisch. Von der sinkenden Inflationsrate und den vielfach hohen Lohnabschlüssen erhofft man sich einen Schwung beim Konsum. Zuversichtlich stimmt auch etwas anderes. «Menschen wertschätzen ihr Zuhause in Zeiten von Krisen und Unsicherheit besonders. Wir bieten alles dafür, dieses zu erhalten, verschönen und auszubauen», sagt BHB-Hauptgeschäftsführer Peter Wüst.
Der Verband setzt auch darauf, dass die hohe Auslastung und gestiegene Preise von professionellen Handwerksbetrieben Menschen in die Märkte treibt, um Arbeiten selbst durchzuführen. «Selber bauen und selber machen ist günstiger» - so die Devise der Branche. Die Preise bleiben dennoch eine der größten Herausforderungen: Der Fachhandel wird künftig stärker auf Einstiegssortimente setzen müssen, weil weiterhin damit zu rechnen ist, dass Kunden knapp kalkulieren und auf günstige Produkte setzen. Ausgerechnet hier müssen die Märkte sich in einem schwierigen Konkurrenzkampf behaupten - gegen die Non-Food-Sortimente der Discounter, gegen Amazon und asiatische Handelsplattformen wie Temu.