Verbraucher genervt über Deckel-Regularien – Social-Media-Videos schaffen Abhilfe
Autor: Alexander Milesevic
Deutschland, Donnerstag, 04. Juli 2024
Viele Verbraucher sind von ihnen genervt: Fest verbundene Plastikdeckel an Getränkeflaschen. Nun sind sie verpflichtend. Videos auf Social-Media schaffen Abhilfe .
Um den Plastikmüll in der Umwelt zu verringern, sind seit Mittwoch (3. Juli 2024) in Deutschland lose Verschlusskappen bei bestimmten Getränken verboten. Das betrifft Einwegverpackungen, deren Deckel aus Kunststoff bestehen – etwa Saftkartons oder Einweg-PET-Flaschen – mit einem Volumen bis zu drei Litern. Glas oder Metall sowie Mehrweggetränkebehälter sind nach Angabe des Bundesumweltministeriums von der Pflicht ausgenommen.
Grund für die Einführung der "angebundenen Deckel" ist eine Richtlinie der Europäischen Union (EU). Dieser Richtlinie liegt dem Ministerium zufolge eine Studie zugrunde, wonach Kunststoffdeckel zu den am häufigsten an Stränden der EU vorzufindenden Kunststoffabfällen gehören.
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Viele Verbraucherinnen und Verbraucher kennen die Deckel bereits. Denn die Verordnung, die die Vorgaben in Deutschland regelt, trat nach Angabe des Umweltbundesamts am 3. Juli 2021 in Kraft - mit einer dreijährigen Übergangsfrist. "Seitdem haben viele Unternehmen nach und nach ihre Getränkeverpackungen umgerüstet, um ab dem 3. Juli 2024 die neuen Anforderungen zu erfüllen", heißt es von der Behörde.
Bisher keine konkreten Zahlen über Plastikmüllreduktion
Behälter, die die neuen Anforderungen nicht erfüllen, aber vor dem Stichtag auf den Markt gekommen sind, können aber laut Umweltministerium (BMUV) ohne zeitliche Begrenzungen abverkauft werden. Einige Menschen sind jedoch von den neuen Verschlüssen genervt. "Dem BMUV ist bekannt, dass Verbraucherinnen und Verbraucher die fest verbundenen Deckel nicht nur positiv sehen", heißt es von einer Sprecherin aus dem Ministerium. Das Ziel der Richtlinie sei es jedoch, die Umwelt durch geringfügige Maßnahmen zu schützen. Deswegen seien die befestigten Deckel bei bestimmten Getränkebehältern erforderlich.
Auf Social-Media-Plattformen wie TikTok oder Instagram kursieren deshalb Videos, wie man auch mit den neuen Deckeln problemlos aus einer Plastikflasche trinken kann. Dabei ziehen die Influencer den Deckel einmal über die Öffnung auf die andere Seite, anstatt ihn nach dem Öffnen neben dem Flaschenhals zu lassen. Dadurch hängt der Deckel an der Befestigung lose zur Seite und es entsteht mehr Platz zum Trinken.
Bislang liegen weder dem Ministerium noch dem Umweltbundesamt Zahlen vor, wie stark sich der Plastikmüll durch die neue Vorgabe verringern könnte. 2027 will die Bundesregierung laut Umweltministerium die Umsetzung der neuen Regelung bewerten.
"Nützt der Umwelt erst mal nichts" - Kritik der Verbraucherzentrale
Philip Heldt, Referent für Ressourcenschutz bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, ist nicht überzeugt von den neuen Schraubverschlüssen: "Ich empfinde die Änderung der Verschlussart als wenig zielführend." Das Gesetz gehe ihm zufolge am Kernproblem vorbei. "Wir verbrauchen viel zu viele Einwegprodukte", sagt Heldt. "Deckel zu ändern, nützt der Umwelt erst mal nichts."