Sorgen um Arbeitsmarkt: US-Notenbank senkt erneut Leitzins
Autor: Khang Mischke, dpa
, Mittwoch, 10. Dezember 2025
Am Markt wurde die dritte Zinssenkung des Jahres erwartet, denn nach wie vor sorgt sich die Fed um den US-Arbeitsmarkt. Wie sehen die Prognosen für 2026 aus?
Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) hat aus Sorge um den Arbeitsmarkt zum dritten Mal in diesem Jahr den Leitzins gesenkt. Sie befürchtet Risiken für die Beschäftigung, sodass die hartnäckige Inflation auf erhöhtem Niveau in den Hintergrund geriet. Die Zinssenkung solle helfen, den Arbeitsmarkt zu stabilisieren, sagte Fed-Chef Jerome Powell. Einstimmig erging die Entscheidung allerdings nicht - selten zeigte sich der Zentralbankrat so uneins wie in seiner letzten geplanten Zinsentscheidung in diesem Jahr.
Der Zentralbankrat setzte das Zinsniveau um 0,25 Punkte herab auf eine Spanne von 3,5 bis 3,75 Prozent, wie die Fed in Washington mitteilte. Eine Mehrheit von Volkswirten hatte das erwartet. Seit September 2024 hat die Notenbank damit den Leitzins um 1,75 Prozentpunkte gelockert.
Die wenigen verfügbaren Daten legten nahe, dass sich an den Aussichten für Beschäftigung und Inflation seit dem letzten Zinsentscheid im Oktober nichts geändert habe, sagte Powell. Wegen des Haushaltsstreits und des folgenden Shutdowns konnte die Fed nur auf deutlich weniger Daten als üblich zugreifen. Viele Bundesbehörden hatten wochenlang ihre Arbeit ausgesetzt. Das Büro für Arbeitsmarktstatistik (BLS) hatte mitgeteilt, dass die Inflationsdaten für den Oktober ersatzlos ausfallen - diese könnten im Nachgang nicht rekonstruiert werden. Erst Mitte Dezember sollen die Zahlen für November folgen.
Arbeitsmarktsorgen überlagern hohe Inflation
Im September waren die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahr noch auf 3,0 Prozent gestiegen und lagen damit deutlich über dem mittelfristigen Inflationsziel der Fed von 2,0 Prozent. Das spräche an sich gegen eine Zinssenkung. Allerdings hatten Experten einen noch stärkeren Zuwachs befürchtet, sodass die Sorgen um den US-Arbeitsmarkt schwerer wiegen als die Inflationsproblematik. So wird etwa ein Abflauen des Beschäftigungswachstums oder gar ein Abbau von Arbeitsplätzen befürchtet.
Mit ihren Zinsentscheidungen versucht die US-Notenbank, einen Kompromiss zwischen stabilen Preisen und möglichst vielen Vollbeschäftigten zu finden. Ist der Leitzins zu hoch, bremst er die Wirtschaft aus etwa wegen zu hoher Kreditkosten. Ein niedrigerer Zins stimuliert zwar Wachstum und den Arbeitsmarkt, kann aber die Inflation anheizen.
Differenzen im Entscheider-Gremium
Allerdings gestalteten sich die Zinsentscheidungen in den vergangenen Monaten zunehmend schwieriger: Während Fed-Chef Powell in der Vergangenheit in vielen Fällen noch einstimmige Beschlüsse präsentieren konnte, kam es zuletzt immer wieder zu Abweichlern.
In seiner Dezember-Sitzung stimmten nur neun der zwölf stimmberechtigten Mitglieder des Zentralbankrates für eine Zinssenkung um einen Schritt - also 0,25 Prozentpunkte. Mit Austan D. Goolsbee und Jeffrey R. Schmid stemmten sich nun zwei Mitglieder gegen eine Senkung; Schmid hatte bereits bei der Oktober-Entscheidung für die Beibehaltung des zuvor gesenkten Zinses votiert.