US-Leitzins erneut gesenkt – Powells Ausblick überrascht
Autor: Khang Mischke, dpa
, Mittwoch, 29. Oktober 2025
Zum zweiten Mal in diesem Jahr hat die Federal Reserve den US-Leitzins gesenkt. Dabei überwogen Sorgen über steigende Risiken auf dem Arbeitsmarkt. Die Überraschung kam nach der Fed-Sitzung.
Aus Sorge um den Arbeitsmarkt hat die US-Notenbank zum zweiten Mal in diesem Jahr den Leitzins gesenkt. Sie setzte das Zinsniveau um 0,25 Punkte herab auf eine Spanne von 3,75 bis 4,0 Prozent, wie der Zentralbankrat der Federal Reserve (Fed) am Mittwoch in Washington mitteilte. Die meisten Volkswirte hatten das so erwartet. Zugleich verunsicherte Notenbank-Präsident Jerome Powell Analysten und Märkte: «Eine weitere Senkung des Leitzinses bei der Dezember-Sitzung ist alles andere als sicher». Analysten waren von einer weiteren Senkung zum Jahresende ausgegangen.
Die Fed begründete ihre jetzige Entscheidung damit, dass die Risiken für die Beschäftigung in den USA in den vergangenen Monaten zugenommen hätten. Bereits beim vergangenen Entscheid hatte die Fed ihre Zinssenkung mit dem schwachen Arbeitsmarkt begründet. Seither fehlten allerdings wichtige Konjunkturdaten, die infolge des andauernden Shutdowns in den USA nicht oder nur verspätet veröffentlicht wurden. Ein Ende der Haushaltssperre ist bislang nicht in Sicht.
Welche Rolle spielte die Inflation?
Die Inflation spielte in dieser Konstellation eine kleinere Rolle. Diese war zwar im September auf 3,0 Prozent gestiegen und liegt damit deutlich über dem mittelfristigen Inflationsziel der Fed von 2,0 Prozent. Das spräche an sich gegen eine Zinssenkung. Allerdings hatten Experten einen noch stärkeren Zuwachs befürchtet, sodass die Sorgen um den US-Arbeitsmarkt schwerer wiegen als die Inflationsproblematik.
Ein Grund für die steigende Inflation sah Notenbank-Chef Powell in der Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump: «Zölle treiben die Preise in einigen Warengruppen in die Höhe, was zu einer höheren Gesamtinflation führt.»
Nach dem Zinsentscheid legte der Dollar kräftig zu - vermutlich, weil an den Märkten bereits eine weitere Zinssenkung erwartet worden war. Die Abschwächung des Euro dürfte deutsche Touristen und den US-Präsidenten verärgern. Menschen, die für üblich in Euro zahlen, bekommen damit nicht mehr so viel Dollar wie noch vor dem Zinsentscheid.
Trump zieht eine schwächere US-Währung vor und argumentiert: Ist sie zu stark, schrecke sie vor zusätzlichem Geschäft ab, und ausländische Touristen kämen nicht mehr ins Land. Prinzipiell stimmt das zwar, zugleich ist das ein Problem bei der Bekämpfung der Inflation: Denn für die Amerikaner bedeutet das unter anderem, dass sie für importierte Güter und Reisen ins Ausland mehr Geld auf den Tisch legen müssen.
Bereits zweite Zinssenkung 2025 - und vielleicht die letzte
Der Fed-Zentralbankrat hatte im September erstmals nach neun Monaten den Leitzins um einen Viertelprozentpunkt gesenkt. Damals hatte das Gremium weitere Senkungen in Aussicht gestellt, bis zu zwei Zinsschritte um 0,25 Punkte seien möglich. Analysten rechneten bislang damit, dass der Leitzins bei der Dezember-Sitzung, der letzten in diesem Jahr, nochmals gelockert wird. Zur großen Überraschung machte Powell am Mittwoch deutlich, dass es im Zentralbankrat «weit auseinander driftende Ansichten» über die Herangehensweise in zwei Monaten gebe.