"Unterschätzen die Gefahr": Lauterbach mit wichtigem Silvester-Appell - wann sind die RKI-Zahlen wieder verlässlich?
Autor: Lea Mitulla
Berlin, Mittwoch, 29. Dezember 2021
Die Corona-Inzidenz in Deutschland ist über die Feiertage gesunken, allerdings hängt das mehr mit der lückenhaften Datenlage zusammen. Auch Gesundheitsminister Karl Lauterbach warnt, dass die Gefahr unterschätzt werde. Wann können wir uns wieder auf die RKI-Zahlen verlassen?
Zwischen den Jahren sind die Corona-Zahlen in Deutschland merklich gesunken - doch der Schein trügt. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach schätzt das tatsächliche Infektionsgeschehen deutlich kritischer ein, als die Zahlen bislang abbilden. Es sei davon auszugehen, dass die tatsächliche Inzidenz in Deutschland derzeit zwei- bis dreimal so hoch sei wie ausgewiesen, sagte der SPD-Politiker am Mittwoch (29. Dezember 2021) in Berlin. Zu sehen sei auch eine deutliche Zunahme von Fällen der neuen, ansteckenderen Virusvariante Omikron, die Sorgen bereite.
Laut Robert-Koch-Institut (RKI) konnten inzwischen mehr als 13.000 Corona-Fälle der Omikron-Variante zugeordnet werden. Im Vergleich zum Vortag ist der Anteil um 26 Prozent gestiegen, wie es am Mittwoch auf der Übersichtsseite des Instituts hieß. Die Zahl bezieht sich auf Fälle im November und Dezember, die meisten stammen jedoch aus der vergangenen Woche.
Lauterbach warnt vor unterschätzter Gefahr: Corona-Zahlen deutlich höher als gemeldet
Lauterbach appellierte aufgrund der unsicheren Lage an alle Bürger, Silvester so zu verbringen, dass keine neuen Infektionsketten entstünden. "Bitte feiern Sie in ganz kleiner Runde." Die nach Meldezahlen der Gesundheitsämter ausgewiesenen Fallzahlen unterschätzten die bestehende Gefahr.
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Derzeit werde daran gearbeitet, eine bessere Datenlage zu bekommen, erläuterte Lauterbach. Er sei sich sicher, dass zur bereits vorgesehenen Ministerpräsidentenkonferenz mit Kanzler Olaf Scholz (SPD) am 7. Januar "eine solide und für diese Zwecke vollkommen ausreichende Datenlage" vorhanden sein werde.
Das RKI rechnet dagegen erst ab dem 10. Januar wieder mit wirklich belastbaren Zahlen. "Wir gehen davon aus, dass sich Diagnostik- und Testverhalten gegen Ende der ersten Januarwoche wieder dem Niveau der letzten Wochen angleichen und dadurch die Daten in der zweiten Januarwoche vergleichbar mit den Daten der letzten Wochen sind", teilte das RKI der Deutschen Presse-Agentur mit.
"Es kann plötzlich ganz schnell losgehen": Omikron-Entwicklung bereitet Sorge - trotz schlechter Datenlage
Ein genauer Tag lasse sich jedoch nicht bestimmen, unter anderem wegen der regional unterschiedlichen Winterferien. Das RKI hatte bei den Fallzahlen der vergangenen Tage darauf hingewiesen, dass während der Feiertage und zum Jahreswechsel mit einer geringeren Test- und Meldeaktivität zu rechnen ist. Es gibt Lücken bei den Gesundheitsämtern, weniger Testzentren sind geöffnet, weniger Menschen dürften sich testen lassen und auch die Tests an Schulen fallen in den Ferien weg. Deshalb zeigen die offiziell ausgewiesenen Fallzahlen derzeit nur ein unvollständiges Bild der Corona-Lage in Deutschland.
Dennoch weise der steigende Anteil der nachgewiesenen Omikron-Fälle darauf hin, dass die Virusvariante einen immer größeren Anteil am Infektionsgeschehen habe, sagte der Modellierer Dirk Brockmann von der Humboldt-Universität Berlin der Deutschen Presse-Agentur. Von den derzeit nur eingeschränkt aussagekräftigen Daten zum Infektionsgeschehen solle man sich nicht in falscher Sicherheit wiegen lassen, das belege die Entwicklung in anderen Ländern eindrücklich. "Es kann plötzlich ganz schnell losgehen und dann sehr stark."