Union offen für besseren Schutz des Verfasssungsgerichts
Autor: dpa
, Dienstag, 30. Januar 2024
Das Bundesverfassungsgericht wacht darüber, dass das Grundgesetz eingehalten wird. Wegen des Erstarkens extremer Parteien soll das Gericht jetzt besser geschützt werden.
Das Wort Bundesverfassungsgericht steht 27 Mal im Grundgesetz. So etwa in Artikel 115g: «Die verfassungsmäßige Stellung und die Erfüllung der verfassungsmäßigen Aufgaben des Bundesverfassungsgerichtes und seiner Richter dürfen nicht beeinträchtigt werden.» Nur: Details etwa zur Anzahl der Richterinnen und Richter, zur nötigen Zweidrittelmehrheit für ihre Wahl, zum Ausschluss der Wiederwahl und dazu, dass sich das Gericht selbst eine Geschäftsordnung gibt, stehen eben nicht im Grundgesetz - sondern in einem separaten Gesetz: dem Gesetz über das Bundesverfassungsgericht. Und deshalb wird derzeit über Rechtsänderungen diskutiert.
Denn der Bundestag kann solche Gesetze mit einfacher Mehrheit beschließen beziehungsweise ändern. Für Änderungen des Grundgesetzes hingegen müssen zwei Drittel der Stimmen zusammenkommen.
Wenn also jetzt erwogen wird, die bestehenden Regelungen auch ins Grundgesetz zu schreiben, geht es vor allem darum, sie «änderungsfester» zu machen, wie der Bielefelder Verfassungsrechtler Christoph Gusy es formuliert. «Das Grundgesetz ist bislang sehr sparsam, was das Bundesverfassungsgericht angeht.»
Bundesjustizminister Marco Buschmann betonte, das Gericht habe als Hüterin der Verfassung eine ganz besondere Stellung. Er hält Vorkehrungen zum Schutz des Gerichts vor Verfassungsfeinden für sinnvoll. «Es werden bereits Gespräche geführt, wie dies wirksam gelingen kann», sagte der FDP-Politiker.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte: «Wir haben in europäischen Nachbarstaaten gesehen, wie autoritäre Kräfte die unabhängige Justiz, die freie Presse und die demokratischen Institutionen angreifen.» Demokratiefeinde dürften nicht den Einfluss gewinnen, um ihre Pläne in die Tat umsetzen zu können. «Unser Rechtsstaat darf nicht von innen heraus sabotiert werden können.»
Scholz unterstützt verstärkten Schutz für Verfassungsgericht
Bundeskanzler Olaf Scholz hat sich hinter die Idee gestellt, das Bundesverfassungsgericht stärker gegen politische Eingriffe zu schützen. «Ich glaube, es ist eine gute Debatte, die jetzt stattfindet», sagte der SPD-Politiker bei einer Diskussion in Potsdam. Er fügte hinzu: «Es ist richtig, diese Dinge jetzt zu machen.»
Scholz unterstützte die Erwägungen, sagte aber zugleich, er sei sicher, dass die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger offensichtlich anderer Meinung seien als die extremen Rechten und dass sie solche Bestrebungen verhindern würden. Die demokratischen Bürgerinnen und Bürger sollten sich nicht als die Minderheit empfinden. «Wir sind die meisten», sagte Scholz.