Koalitionsstreit um Richterwahl – direktes Treffen?
Autor: Basil Wegener, Stefan Heinemeyer und Michael Fischer, dpa
, Samstag, 12. Juli 2025
Wird die parlamentarische Sommerpause für CDU/CSU und SPD zur Hängepartie? Die geplante Wahl neuer Verfassungsrichter ist danebengegangen. Jetzt suchen die Spitzen eine Lösung.
Im Koalitionsstreit um die Neubesetzung am Bundesverfassungsgericht ist eine schnelle Lösung nicht in Sicht. Allerdings wollen die Spitzen von CSU/CDU und SPD den Schaden begrenzen. Bei internen Beratungen sprachen SPD-Vorstand und -Fraktion über die Möglichkeit eines direkten Gesprächs zwischen der SPD nominierten Kandidatin Frauke Brosius-Gersdorf und der Unionsfraktion.
Zuvor war die Wahl von Brosius-Gersdorf und zwei weiteren neuen Richtern für Karlsruhe kurzfristig von der Tagesordnung des Bundestags abgesetzt worden. Seit Tagen hatten sich die schwarz-roten Turbulenzen zum Start der Sommerpause wegen Widerstands in der Unionsfraktion gegen Brosius-Gersdorf abgezeichnet.
SPD-Fraktionsvize Sonja Eichwede begrüßte im Fernsehsender Welt, «dass Frau Professorin Frauke Brosius-Gersdorf auch bereit wäre, sich bei der Unionsfraktion persönlich vorzustellen, um eben Zweifel auszuräumen». SPD-Fraktionschef Matthias Miersch machte bei der digitalen SPD-Sitzung am Freitagabend deutlich, dass man rasch von Angesicht zu Angesicht sprechen müsse, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Fraktionskreisen erfuhr. «Bild» und «Tagesspiegel» hatten zuerst über die Videokonferenz berichtet.
CSU-Landesgruppenchef will sich Zeit nehmen
CSU-Landesgruppenchef Alexander Hoffmann plädierte dafür, nichts zu überstürzen. «Wir stehen als Koalition in der Verantwortung, uns auf ein gemeinsames Kandidaten-Paket für das Bundesverfassungsgericht zu verständigen. Dazu gehört, dass wir uns jetzt Zeit nehmen und uns nicht verrennen», sagte Hoffmann der dpa.
Zum Vorschlag der SPD, dass Brosius-Gersdorf sich persönlich den Unionsfragen stellt, gab es in der Unionsfraktionsführung zunächst keine direkte Zustimmung. Der Parlamentarische Geschäftsführer Steffen Bilger sagte der Deutschen Presse-Agentur: «Jetzt sollten erst mal alle etwas runterkommen und dann besprechen wir in Ruhe mit der SPD das weitere Verfahren.» Auch Eichwede sagte, dass es noch keinen Termin für so ein mögliches Treffen gibt.
Nach einer von gegenseitigen Vorwürfen geprägten Debatte hatte der Bundestag am Freitag die bereits angesetzten Wahlen der zwei Richterinnen und des Richters mit den Stimmen von Linken, Grünen, SPD und Union abgesetzt. Nominiert gewesen waren von der Union Günter Spinner vom Bundesarbeitsgericht und von der SPD auch die Professorin Ann-Katrin Kaufhold.
Bereits dem Vorschlag für Spinner ging längeres Hin und Her voraus; für einen anderen Kandidaten hatte die Union keine Mehrheit sicher. Nun fehlte die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit für Brosius-Gersdorf.