Unter Deutschlands Paketboten ist die Stimmung schlecht
Autor: Wolf von Dewitz, dpa
, Dienstag, 25. November 2025
Na endlich, das Paket ist da! In der Vorweihnachtszeit tauchen die Zusteller häufig an der Haustür auf. Während der Empfänger sich über das Paket freut, ist die Laune vieler Zusteller getrübt.
Sie sind bei Wind und Wetter unterwegs, Treppe rauf, Treppe runter. Paketbote ist kein leichter Job und besonders hart in der Zeit vor Weihnachten. Wie enorm die Belastung ist, zeigen eine Umfrage unter Beschäftigten, Kontrollen bei Paketfirmen und berufsbezogene Daten einer Krankenkasse.
Eine am Dienstag in Berlin vorgestellte Verdi-Umfrage unter mehreren Tausend Mitarbeitern ergab: Sie müssen häufig länger arbeiten als erlaubt, haben zu wenig Pausen und müssen bei der Qualität ihrer Arbeit bisweilen Abstriche machen, um das Arbeitspensum überhaupt zu schaffen. Tags zuvor hatte Nordrhein-Westfalens CDU-geführtes Arbeitsministerium ein ähnlich negatives Bild von der Branche entworfen: Das Ministerium stellte das Ergebnis von mehrmonatigen Kontrollen vor. Dabei waren eine Vielzahl an Arbeitsschutz-Verstößen von Paketfirmen festgestellt worden.
Zusteller sind häufig krank
Ein weiteres Indiz für gravierende Probleme in der Paketbranche ist eine Datenanalyse der AOK Rheinland/Hamburg. Der Krankenkasse zufolge fallen täglich rund acht (7,65) Zusteller von hundert erkrankt aus und damit 0,51 mehr als in anderen Branchen. Dieser Schnitt ist zwar von 2024 - dass sich die Lage inzwischen wesentlich verbessert hat, darf aber bezweifelt werden. 2022 und 2023 war die Krankenquote niedriger. Die AOK nannte es «bemerkenswert», dass der Krankenstand ausgerechnet in dieser Branche so hoch ist, da die Zusteller mit durchschnittlich 38,2 Jahren recht jung seien.
«Zustellerinnen und Zusteller sind großen körperlichen Belastungen ausgesetzt – etwa durch das Heben und Tragen schwerer Pakete, häufige Zwangshaltungen oder ständiges Treppensteigen,» sagt AOK-Experte Michael Wenninghoff. «Dazu kommen Zeitdruck, dichter Verkehr und immer größere Zustellbezirke. Das Risiko körperlicher und psychischer Überlastung ist hoch.» Drei Viertel der Krankschreibungen werden mit Muskel-Skelett-Erkrankungen begründet - in anderen Branchen sind es weniger als die Hälfte.
Umfrage zeigt hohes Frustpotenzial
Die Verdi-Umfrage liefert ebenfalls ernüchternde Erkenntnisse. Die Frage, ob sie in den letzten 12 Monaten mehr Arbeit in der gleichen Zeit schaffen mussten, bejahten 89 Prozent mit «im sehr hohen Maße» oder «im hohen Maße». Ähnlich viele fühlten sich gehetzt und gaben an, an die Grenze der Leistungsfähigkeit gehen zu müssen. 79 Prozent sagten, sie müssten Abstriche in der Qualität machen, um das Arbeitspensum zu schaffen.
Die Fachleute berechneten auf Basis der Antworten einen Index, dem zufolge die Arbeitsbedingungen in der Paketbranche deutlich schlechter sind als in anderen Wirtschaftsbereichen. Ein Index-Wert von 40 gilt auf einer Skala von null bis hundert als negativ, also als «schlechte Arbeit». Ihr Einkommen bewerten die Paketdienst-Mitarbeiter als schlecht. Der Befragung zufolge arbeiten zudem sehr viele Paketboten länger als gesetzlich erlaubt und sie haben zu wenig Möglichkeiten zur Pause.
Die Befragung enthält zudem Hinweise, dass die Arbeitsbedingungen bei Subunternehmen besonders mies sind. Allerdings gibt es hier eine methodische Schwäche, denn es flossen nur 247 Antworten von Menschen ein, die bei Subunternehmen arbeiten.