Überraschende Entscheidung: Das sind die neuen SPD-Minister
Autor: Robert Wagner
Deutschland, Montag, 05. Mai 2025
Die SPD hat lange gerungen. Kurz vor der geplanten Kanzlerwahl steht aber das Personaltableau für die neue Bundesregierung.
Die Unionsparteien hatten ihre Entscheidung schon bekanntgeben, nun hat sich auch die SPD nach langem Ringen auf ihr Regierungsteam verständigt. Boris Pistorius bleibt Verteidigungsminister, die Parteivorsitzende Saskia Esken geht dagegen nach einigen Diskussionen leer aus. Unklar ist allerdings, ob die 63-Jährige aus dem Wahlkreis Calw im Postenkarussell nach der für ihre Partei desaströsen Bundestagswahl tatsächlich komplett leer ausgeht – oder ob sie etwa erneut als Parteichefin kandidiert.
Neue Gesichter hatte die SPD versprochen für das schwarz-rote Kabinett von Kanzler Friedrich Merz (CDU). Das hält der designierte Vizekanzler und Parteichef Lars Klingbeil nun also ein: Außer Verteidigungsminister Boris Pistorius bleibt keine der Ampel-Ministerinnen und -Minister im Amt. Die Aufstellung der SPD für die kommenden vier Jahre:
Finanzen und Vizekanzler: Lars Klingbeil
Lars Klingbeil hat sich in kurzer Zeit bei der SPD in eine absolute Machtposition gebracht. Als Generalsekretär verhalf er 2021 Olaf Scholz ins Kanzleramt, danach stieg der Niedersachse zum Parteichef auf. Nach dem Debakel bei der Wahl 2024 griff er zusätzlich nach dem Fraktionsvorsitz, jetzt wird Klingbeil als Vizekanzler der zweite starke Mann in der Regierung Merz.
Eigentlich brennt der 47-Jährige für die Außenpolitik und geprägt durch den familiären Hintergrund als Soldatensohn am Heeresstandort Munster für Verteidigung. Jetzt muss er sich ins mächtige Finanzressort einarbeiten. Für Klingbeil, der im konservativen SPD-Flügel zuhause ist, könnte es das Sprungbrett für eine Kanzlerkandidatur 2029 sein – auch wenn manchen in der Partei aufstößt, mit welcher Skrupellosigkeit er sich zuletzt seine Macht sicherte.
Arbeit und Soziales: Bärbel Bas
Bodenständig, geradlinig, klar: Als Bundestagspräsidentin hat sich Bärbel Bas in den vergangenen dreieinhalb Jahren einen guten Ruf erworben. Zuvor war die Duisburgerin einer breiteren Öffentlichkeit kaum bekannt. Sie sitzt seit 2009 im Bundestag und kümmerte sich unter anderem um Gesundheitspolitik. Ihre unkomplizierte Art mag mit der Herkunft zu tun haben: Die 56-Jährige wuchs als zweitälteste von sechs Geschwistern in materiell einfachen Verhältnissen auf. Spielen, so erzählte Bas später, musste sie als Kind draußen, weil im Kinderzimmer zu wenig Platz war.
Verteidigung: Boris Pistorius
Verteidigungsminister Boris Pistorius war für die SPD gesetzt – schließlich ist er Deutschlands beliebtester Politiker. Als er im November 2023 "Kriegstüchtigkeit als Handlungsmaxime" für die Bundeswehr ausrief, legte der 65-jährige Niedersachse die Latte hoch. Seit der Ausnahme der Verteidigungsausgaben von der Schuldenbremse kann er sich über mangelnde Finanzierung nicht mehr beschweren.
Der Jurist Pistorius wurde in Osnabrück geboren, er arbeitete in mehreren niedersächsischen Regierungsstellen und war von 2006 bis 2013 Oberbürgermeister seiner Heimatstadt ("das schönste Amt der Welt"). In den zehn folgenden Jahren war er Innenminister von Niedersachsen. 2023 übernahm er das Verteidigungsministerium von Christine Lambrecht und gewann in kurzer Zeit die Anerkennung der Truppe und der Verbündeten.