Trotz Aufwärtstrends: Shisha-Branche ist in Sorge
Autor: Wolf von Dewitz, dpa
, Samstag, 27. Sept. 2025
Gerade hat sie eine Krise so halbwegs weggesteckt, da droht den Händlern von Wasserpfeifentabak der nächste Rückschlag: Die Steuern sollen rauf. Das ist selbst Brüssel wohl nicht so ganz geheuer.
Nach einem herben Einbruch samt Firmenpleiten berappelt sich Deutschlands Shisha-Branche wieder etwas. Wie sich aus Zahlen des Statistischen Bundesamtes ergibt, haben die Hersteller und Händler in etwa die doppelte Menge verkauft wie zuvor. Grund hierfür ist der Wegfall einer Verpackungsregelung zum Juli 2024 – diese Regelung hatte das legale Geschäft abgebremst und den Schwarzmarkt auch nach Erkenntnissen des Zolls angekurbelt. Nach scharfer Kritik wurde sie gestrichen.
Den Angaben zufolge wurden in Deutschland im Zeitraum Juli 2023 bis Juni 2024 684 Tonnen Wasserpfeifentabak verkauft und dafür Steuern in Höhe von 38,6 Millionen Euro eingenommen. Im Zeitraum Juli 2024 bis Juni 2025 wiederum - also nach dem Wegfall der Regelung - waren es 1444 Tonnen und Steuerwerte von 75,8 Millionen Euro. Der Zuwachs ist zwar deutlich, das Niveau aber noch niedrig: Im ganzen Jahr 2021 waren es 6897 Tonnen gewesen.
Vorstoß gegen Steuerbetrug ging nach hinten los
Der Wasserpfeifentabak wird von Privatleuten daheim und in schätzungsweise bis zu 5000 Shishabars in Deutschland geraucht. In den Bars werden kleine Portionen verkauft, damit die Kunden vor Ort eine Wasserpfeife rauchen können. Dafür kaufen Barbetreiber große Packungen, aus denen sie eine Vielzahl an Einzelportionen machen. Diese Vereinzelung ist aber verboten, da die Barbetreiber dann weniger Steuern zahlen. Dennoch ist die Vereinzelung üblich in der Branche. Der Zoll geht zwar immer mal wieder mit Razzien dagegen vor, ist letztlich aber machtlos - so manch Barbetreiber nimmt das Risiko einer Geldbuße einfach in Kauf.
Um dieser Praxis Einhalt zu gebieten, verbot der Bund Mitte 2022 größere Packungen - nur noch Packungen mit maximal 25 Gramm und damit nur etwas mehr als einer Einzeldosis durften verkauft werden. Der erhoffte positive Effekt blieb aus, stattdessen sackte der legale Verkauf ab. Die Prognose des Bundesfinanzministeriums, dass die Steuereinnahmen anziehen würden, erwies sich als falsch - tatsächlich sank sie deutlich. Da der Verkauf spezieller Shisha-Kohle stabil blieb, war es offensichtlich, dass ein Großteil der Verkäufe in den Schwarzmarkt abgewandert war. Die legalen Händler gerieten massiv unter Druck, einige Firmen warfen das Handtuch und stellten den Betrieb ein.
Die Gewerkschaft der Polizei - Bezirksgruppe Zoll - sieht nach wie vor einen starken Shisha-Schwarzmarkt in Deutschland. «Entsprechende Befürchtungen haben sich leider bewahrheitet», sagt Gewerkschafter Frank Buckenhofer. Der Zoll sei personell viel zu schwach aufgestellt. «Wenn durch politische Entscheidungen Anreize für die organisierte Kriminalität gesetzt werden, sich am Schwarzmarkt dumm und dusselig zu verdienen, dann muss die Politik den Zoll im Kampf gegen diese Kriminalität auch stärken.»
Branchenvertreter zeigen Sorgenfalten
Mit dem Ende besagter Verpackungsregel besserte sich zwar die Lage der legalen Branche etwas, aus Sicht des Bundesverbandes für Wasserpfeifentabaks bleibt die Situation aber angespannt. Grund hierfür ist die steigende Steuerlast. «Wegen schrittweise gestiegener Steuern haben sich auch die Preise erhöht, weswegen viele Konsumenten noch immer bei ihren Schwarzmarkt-Quellen bleiben», sagt Verbandsgeschäftsführer Folke Rega.
2021 sei ein Kilo Shisha-Tabak noch für unter hundert Euro zu haben gewesen, nach Einführung der Verpackungsregel zog der Preis durchschnittlich auf 166 Euro an, nach deren Abschaffung fiel er auf 132 Euro. «Im Vergleich zu 2021 ist das noch immer hoch.» Auf dem Schwarzmarkt sei ein Kilo für 70 bis 90 Euro zu bekommen, wie man aus eigenen Recherchen wisse.