Top-Kartoffelernte - aber die Verbraucher profitieren kaum
Autor: dpa
, Sonntag, 16. November 2025
Eigentlich müsste es ein Grund zur Freude sein, aber weder Landwirte noch die Verbraucher können in diesem Jahr über die reichhaltige Kartoffelernte jubeln. Die Gründe sind vielfältig.
Des einen Leid ist nicht immer des anderen Freud' - das gilt jedenfalls für die aktuelle Situation der Kartoffelbauern. So sind wegen einer guten Kartoffelernte und eines großen Angebots die Erzeugerpreise eher mau. Aber die Verbraucher profitieren davon kaum, sagt der Kartoffelmarkt-Experte Christoph Hambloch von der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) in Bonn.
Im Durchschnitt bekämen die Landwirte derzeit pro 100 Kilogramm nicht viel mehr als zehn Euro, sagte Hambloch vor allem mit Blick auf Betriebe in Norddeutschland. In den Supermärkten lägen die Preise aber oft bei mehr als 1,50 Euro pro Kilogramm. «Die Verbraucherpreise liegen teilweise um das zehn- bis 15-fache über dem, was die Landwirte bekommen», erklärt Hambloch.
Kein Grund zum Jubeln
Auch wenn die Verbraucherpreise im Vorjahresvergleich durchschnittlich um bis zu sieben Cent heruntergegangen seien, seien sie aus seiner Sicht noch immer hoch, sagt Hambloch. Für die Landwirte seien die Preise dieses Jahr ein Desaster, aber auch die Verbraucher hätten keinen Grund zum Jubeln. Die gesamte Lieferkette, von den Packbetrieben über die Logistik bis zum Lebensmitteleinzelhandel, wolle eben auch Geld verdienen.
Der Hauptgrund für die eher mäßigen Erzeugerpreise liegt in einer deutlichen Ausdehnung des Kartoffelanbaus. In Deutschland sei die Anbaufläche für Kartoffeln im vergangenen Jahr um knapp 7 Prozent auf etwas mehr als 300.000 Hektar ausgedehnt worden, sagt Sebastean Schwarz, Geschäftsführer der Union der Deutschen Kartoffelwirtschaft (Unika) in Berlin.
Kartoffelernte um fünf Prozent zugelegt
Die Ernte ist Schwarz zufolge in diesem Jahr um mehr als 5 Prozent gewachsen. Auch in den europäischen Nachbarländern seien der Kartoffelanbau und damit die Erntemenge ausgedehnt worden. Als einer der Spitzenproduzenten in Europa sei Deutschland auf den Export von Speise- und Verarbeitungskartoffeln angewiesen.
Aber aus dem Ausland habe Deutschland Konkurrenz bekommen: «Auf dem Weltmarkt für Tiefkühlpommes sind mit China, Indien und weiteren Ländern neue Wettbewerber eingestiegen und die Nachfrage nach europäischer Ware ist auch aufgrund der Stärke des Euro gesunken», erklärt Schwarz.
Abnahmemengen durch Lieferverträge geregelt
Was viele Laien nicht wissen: Kartoffeln werden gezielt nach Sorte für klar definierte Verwertungsrichtungen angebaut. So wird unterschieden zwischen Speisekartoffeln, Verarbeitungskartoffeln etwa für Pommes oder Chips, Stärke-Kartoffeln und Pflanzkartoffeln. Ein Austausch zwischen diesen Verwertungsrichtungen sei nur sehr schwer möglich, erläutert Schwarz: Stärke-Kartoffeln seien für den direkten Verzehr schlicht nicht schmackhaft, Pflanzkartoffeln könnten nicht für die Verarbeitung verwendet werden.