Indischer Stahlkonzern will Thyssenkrupp-Stahlsparte kaufen
Autor: Helge Toben, dpa
, Dienstag, 16. Sept. 2025
Der indische Konzern Jindal Steel verspricht eine «zukunftssichere Lösung» für Deutschlands größten Stahlkonzern. Die Konzernmutter Thyssenkrupp will das Angebot jetzt prüfen. Und die Arbeitnehmer?
Überraschendes Angebot aus Indien: Der familiengeführte Stahlkonzern Jindal Steel International will Deutschlands größten Stahlhersteller Thyssenkrupp Steel kaufen. Man habe ein unverbindliches Angebot für das Unternehmen abgegeben, teilte Jindal Steel mit.
Bekannt gemacht hatte dies zunächst die Konzernmutter Thyssenkrupp AG. Man werde dieses Angebot intensiv prüfen, hieß es in einer kurzen Mitteilung. Die Konzernführung will dabei nach eigenen Angaben vor allem auf die wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit, die Fortführung der grünen Transformation sowie die Beschäftigung an den Stahl-Standorten achten.
Thyssenkrupp Steel gehört zu 80 Prozent zum Industriekonzern Thyssenkrupp und beschäftigte Ende Juni knapp 26.000 Menschen. Die übrigen 20 Prozent gehören zur EP Group des tschechischen Unternehmers Daniel Kretinsky. Neben Stahl gehören auch die Sparten Marineschiffbau (TKMS), Autoteile, Werkstoffe und Anlagenbau zu Thyssenkrupp. Ein Sprecher der EP Group wollte die Nachricht zunächst nicht kommentieren.
Die Börse reagierte erfreut auf die Nachricht: Thyssenkrupp-Aktien stiegen deutlich und lagen am späten Nachmittag mit 11,49 Euro rund 5,6 Prozent im Plus.
Stahlsparte soll größter klimafreundlicher Produzent Europas werden
Jindal Steel versprach in einer Mitteilung «eine Kombination aus finanzieller Stärke, globaler Stahlkompetenz und einer klaren Vision für die Dekarbonisierung sowie eine wettbewerbsfähige Stahlproduktion in Deutschland». «Wir glauben an die Zukunft einer grünen Stahlproduktion in Deutschland und Europa», betonte Jindal-Europadirektor Narendra Misra. Ziel sei es, Thyssenkrupp Steel zum größten integrierten sowie klimafreundlichen Stahlhersteller Europas zu machen. «Wir freuen uns auf einen konstruktiven Dialog mit der Thyssenkrupp AG und den Arbeitnehmervertretern.»
Der Gesamtbetriebsrat (GBR) der Stahlsparte bewertete das Interesse Jindals laut einer Mitteilung grundsätzlich als positives Zeichen. «Es zeigt das große Potenzial des Stahls, welches auch wir als Arbeitnehmervertreter immer wieder betonen», erklärte der GBR-Vorsitzende Tekin Nasikkol. Wenn ein neuer Eigentümer sich bereit erkläre und das strategische Ziel verfolge, in die industrielle Dekarbonisierung zu investieren und die Zukunft der Stahlproduktion in Duisburg und Deutschland langfristig zu sichern, dann sei man offen für konstruktive Gespräche.
Jindal-Eigentümer haben Brief an Betriebsrat geschrieben
Die Eigentümerfamilie habe in einem persönlichen Brief an ihn die Absicht erklärt, in die Standorte zu investieren und die Bedeutung der Mitbestimmungskultur betont. «Dieses ging einher mit der Bereitschaft, in einen offenen und konstruktiven Dialog mit uns zu treten – dieses Angebot nehmen wir an», so Nasikkol weiter. «Jetzt kommt es darauf an, zügig in substanzielle Gespräche einzusteigen, um möglichst schnell Klarheit über die wichtigsten offenen Fragen zu erlangen», sagte der Zweite Vorsitzende und stellvertretende Aufsichtsratschef der Thyssenkrupp AG, Jürgen Kerner, laut einer Mitteilung der Gewerkschaft.