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Theater Kuckucksheim feiert 25-jähriges Bestehen


Autor: Rudolf Görtler

Heppstädt, Montag, 13. Juli 2015

Stefan Kügels (Figuren-)Theater Kuckucksheim steht im ganzen nordbayerischen Raum einzigartig da. Zum 25-jährigen Bestehen gibt es ein Jubiläumsfestival mit Musik, viel Theater naturgemäß und Gastspielen.
Man lasse sich nicht täuschen: Stefan Kügel macht beileibe nicht nur Theater für Kinder, wie "Jim Knopf" suggeriert.  Foto: Rudolf Görtler


Der Unkundige wird bei "Puppenspiel" an mehr oder minder läppisches Kasperletheater denken, an Spektakel für Vorschulkinder. Dass sich das Genre längst zum Figurentheater emanzipiert hat, mit künstlerisch anspruchsvollen Formen experimentiert, sollte sich nicht nur bei Besuchern des Erlanger Figurentheaterfestivals herumgesprochen haben.
Vielleicht ist es kein Zufall, dass unweit Erlangen einer der Protagonisten des "neuen" Puppenspiels sich eine feste Heimstatt eingerichtet hat. Stefan Kügel, geboren 1962 bei Bamberg, feiert mit seinem Theater Kuckucksheim in Heppstädt Geburtstag. Seit einem Vierteljahrhundert spielt Kügel für zunächst Kinder, dann auch Erwachsene. Sein Theater, entstanden aus einem ererbten Bauernhof, dürfte im ganzen nordbayrischen Raum die einzige feste Spielstätte für Figurentheater und anderes auf dem Land sein.



Festival gab die Initialzündung

Genau am 1. Januar 1990 entschloss sich Kügel nach einem abgebrochenen Studium und einer Schreinerlehre, fortan als hauptberuflicher Puppenspieler - für ihn sind Puppen- und Figurentheater Synonyme - sein Glück zu versuchen. Die initiierende Faszination hatte ihm das Erlanger Figurentheaterfestival gespendet. Er tingelte durch die deutschsprachigen Länder, spielte für Kinder und bald auch für Erwachsene, bis die umgebaute Scheune des Bauernhofs 80 Zuschauern Platz bot und amtlichen Auflagen Genüge tat. 15 Jahre ist das nun her, das "Theater Kuckucksei" hat sich gemausert zum "Theater Kuckucksheim", das eine Größe im mittelfränkischen Kulturleben geworden ist.
21 Stücke hat Kügel, der jüngere Bruder des bekannten Film- und Fernsehschauspielers Thomas Kügel ("Tatort") nun entwickelt, etwa zur Hälfte für Kinder und Erwachsene. Kinder-Klassiker wie "Jim Knopf", "Ronja Räubertochter" oder "Pettersson und Findus" stehen neben solchen aus dem Kanon: "Faust", "Woyzeck", jüngst Shakespeares "Sommernachtstraum" - auf Fränkisch. Den schuf der fränkische Mundartdichter Helmut Haberkamm, eine gedeihliche Zusammenarbeit, die Publikumsrenner gebar wie "No Woman, no Cry - ka Weiber, ka Gschrei", "Die Schuddgogerer", aber auch den fränkischen Totentanz "Die g'schenkte Stund", der die Leichen im Keller eines fränkischen Dorfes thematisiert.
Den Impresario, eine barocke Figur in mancherlei Beziehung, reizt an seinem Theater-Genre, dass es mit weniger Aufwand mehr Möglichkeiten als der große Bruder biete. Es lasse sich mit Größenverhältnissen spielen, mit bildnerischen Mitteln. Regelmäßig inszeniert er ein Amalgam aus personalem und Figurentheater, mit sich selbst als oft in rasender Eile die Rolle wechselnde Hauptfigur. Ein ganzes Arsenal von Puppen lagert im Kuckucksheim, um die 220 sollen es sein, Klappmaulpuppen, lebensgroße oder Handpuppen. Und immer noch geht er auf Tournee.
Im Laufe der Jahre entwickelte sich eine rege Zusammenarbeit mit anderen Bühnen auch über die Region hinaus. Dietmar Staskowiak etwa, der bei Rostock ein eigenes Haus betreibt, ist so etwas wie der Hauskomponist im Theater Kuckucksheim. In der ehemaligen DDR war das Puppenspiel eine eigene Sparte an den Bühnen. Im Westen hingegen mussten sich Einzelkämpfer wie Kügel und Kollegen privat fortbilden - was sie mit Dozenten aus dem Osten auch getan haben.
Nicht nur Theater gespielt wird in Kügels Kunst-Scheune, es gibt auch Konzerte oder Liederabende. Alle sechs Kinder helfen mit, das älteste, Benjamin Seeberger, figuriert mittlerweile als Kompagnon. Acht Personen leben vom Kuckucksheim inzwischen. Subventionen helfen zum ökonomischen Überleben maßgebend, sagt Kügel mit sympathischer Offenheit. Immerhin erspart ihm das die grassierende Sponsoritis. Ein bis zwei neue Produktionen im Jahr, Auftritte befreundeter Bühnen und Musiker wie beim Jubiläumsfestival - Kügels Theater hat sich etabliert.

Das Programm ist zu sehen unter www.kuckucksheim.de