Terrorgefahr und Rechtsruck: Richten die Landtagswahlen im Osten die Ampel endgültig zugrunde?
Autor: Agentur dpa, Gwendolyn Kaiser
Deutschland, Montag, 26. August 2024
Angesichts bevorstehender Wahlen in Ostdeutschland gerät die Ampel-Koalition zunehmend in interne Konflikte. Drohende Wahlverluste verstärken die Spannungen.
Dass der ausklingende Sommer und bevorstehende Herbst für die Ampel-Koalition herausfordernd sein würden, war abzusehen. Dass jedoch die Koalitionäre bereits vor den Wahlen in Ostdeutschland im September so sehr in interne Konflikte geraten würden, dass alle bisherigen Auseinandersetzungen in den Schatten gestellt werden, hat viele überrascht.
Der SPD-Kanzler musste seinen Sommerurlaub unterbrechen, um sich in den Haushaltsstreit einzuschalten. Der Finanzminister verunsicherte die Bündnispartner mit einem Brief zur Ukraine-Hilfe, und schließlich bezeichnete der Grünen-Chef die Ampel als "Übergangskoalition".
Landtagswahlen im Osten: Gnadenstoß für die Ampel?
Wie soll es weitergehen, wenn die Wahlen in Sachsen und Thüringen an diesem Sonntag für die Ampel so katastrophal verlaufen, wie die Umfragen es vorhersagen? Die SPD verzeichnete bereits 2019 in Thüringen und Sachsen mit 8,2 und 7,7 Prozent ihre bisher schlechtesten Ergebnisse bei Landtagswahlen.
In sämtlichen aktuellen Umfragen liegen die Sozialdemokraten nun noch darunter und kommen der Fünf-Prozent-Marke bedrohlich nahe. Auch die Grünen müssen um ihren Verbleib in den beiden Landtagen fürchten.
Die FDP, die es 2019 in Thüringen noch knapp geschafft hat, wird inzwischen in beiden Ländern teilweise nur noch unter den "sonstigen Parteien" aufgeführt, da sie es nicht mehr über die Drei-Prozent-Marke schafft. In letzter Zeit erzielte nicht nur die AfD, sondern auch das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) in einzelnen Umfragen mehr Zustimmung als alle drei Ampel-Parteien zusammen.
SPD-Bundeskanzler Scholz unbeeindruckt von Wahlverlusten
Bundeskanzler Olaf Scholz hat bisher alle Wahlverluste an sich abperlen lassen. Als die SPD im Mai bei der Europawahl ihr schlechtestes Ergebnis bei einer nationalen Wahl seit über 130 Jahren erzielte, schlenderte er durch das Willy-Brandt-Haus, machte Selfies mit den Genossen und kommentierte das Wahlergebnis mit einem schlichten "Nö".
Am nächsten Tag sagte er lediglich, es gehe nun darum, dass die Koalition ihre Arbeit fortsetzt und "sich darauf vorbereitet, dass die Zustimmung immer größer werden wird". Dieses Mal wird er damit wohl nicht mehr davonkommen. Dass die Ampel ein Jahr vor dem regulären Wahltermin das Handtuch wirft, gilt angesichts der düsteren Aussichten aller drei Parteien bei Neuwahlen weiterhin als unwahrscheinlich.