Tempolimit in Städten: 30 statt 50 - Spanien macht es vor
Autor: Redaktion
Berlin, Montag, 17. Mai 2021
Spanien hat beschlossen, Tempo 50 in Städten abzuschaffen. Um die Zahl der Verkehrstoten zu reduzieren, gilt dort künftig innerorts ein Tempolimit von 30 km/h. Wäre dieses Modell auch auf Deutschland übertragbar? Entsprechende Vorstöße gab es bereits - und sind gescheitert. Was für und gegen ein generelles "Tempo 30" in Städten spricht.
- Vorbild für Deutschland? Spanien führt Tempo 30 in Städten ein
- Schärferes innerörtliches Tempolimit: schwelende Debatte mit gegensätzlichen Positionen
- Pro-Argumente: Verkehrssicherheit, Klimaschutz, Licht im "Schilderwald"
- Contra-Argumente: fehlende Akzeptanz, Verkehrsverlagerung
Nachdem Spanien am Dienstag (12. Mai 2021) die zulässige Höchstgeschwindigkeit in Städten von 50 auf 30 km/h herabgesetzt hat, könnte auch in Deutschland Bewegung in die Debatte um schärfere innerörtliche Tempolimits kommen. Neu ist die Idee nicht. Laut der Autozeitung planten Köln und Freiburg eine flächendeckende Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30, in Frankfurt am Main gelte seit Jahresbeginn 2021 Tempo 40. Auch ein Parlamentsbeschluss in den Niederlanden hat Tempo 30 in Städten bereits auf den Weg gebracht. Wir haben die wichtigsten Positionen zum Thema zusammengetragen.
Tempo 30 in Städten: Wer innerorts vom Gas will - und warum
Die jüngste Forderung nach einer Absenkung des Tempolimits auf 30 km/h in Städten stammt vom 5. Mai - und von der Deutschen Umwelthilfe (DUH): Sie kritisiert den Plan der Bundesregierung für ein neues Klimaschutzgesetz "als vollkommen unzureichende Antwort auf das historische Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zum Klimaschutz". Deshalb hat die DUH ein "8-Punkte-Sofortprogramm" aufgestellt. Darin fordert sie unter anderem weitreichende Tempolimits (120 km/h auf Autobahnen, Tempo 80 außerorts, Tempo 30 in der Stadt). Hierdurch würden bis 2034 bis zu 100 Millionen Tonnen CO2 eingespart.
Die Grünen sprachen sich in der Vergangenheit immer wieder dafür aus, die innerörtlichen Höchstgeschwindigkeiten abzusenken - zumindest auf regionaler Ebene: In Berlin argumentiere die Partei bereits vor geraumer Zeit beispielsweise mit Senkung der Schadstoffemissionen und des Kraftstoffverbrauchs. In München setzte sie sich im Februar 2021 für 30 als Regelgeschwindigkeit ein, auch weil die Stadt dann überall Schilder und Markierungen zum Tempolimit abbauen könnte, wie die SZ berichtete. Nach Berechnungen des dortigen Kreisverwaltungsreferats könnte man auf diese Weise den Schilderwald von 12.000 auf 4000 Verkehrszeichen reduzieren.
Ein häufige genannten Schlagwort in der Debatte ist die Verkehrssicherheit, gerade für Fußgänger und Radfahrer. Obwohl man mit 30 nicht einmal halb so langsam unterwegs ist wie mit 50 km/h, verringert sich der Anhalteweg eines Autos um mehr als Hälfte. Das hat eine Untersuchung des ökologischen Verkehrsclubs Bayern (VCD) ergeben. Bei 50 km/h betrage der Anhalteweg demnach fast 28 Meter, bei Tempo 30 komme ein Auto dagegen schon nach gut 13 Metern zum Stehen. Das Fazit des Verkehrsclubs: "Tempo 30 rettet Leben."
Fahrzeiten nicht signifikant verlängert
Wie die Grünen verweist der VCD auf eine Senkung von Lärm und Emissionsbelastung durch langsames Fahren in Städten. In seinem Positionspapier zu "Tempo 30 in Städten" finden sich aber auch noch weitere interessante Details. So treffe das "Vorurteil", wonach sich der Spritverbrauch durch längere Fahrzeiten und hochtouriges Fahren erhöhe, nicht zu.
Vielmehr hätten Untersuchungen aus England ergeben, dass sich Fahrzeiten nicht signifikant verlängerten. Wenn Tempo 30 im dritten oder vierten Gang gefahren werde - wie es Experten raten - schont das nicht nur den Motor, sondern sei auch leiser und führe zu geringerem Verbrauch.