Immobilien-Einheiten der Signa-Gruppe von Benko insolvent
Autor: dpa
, Donnerstag, 28. Dezember 2023
Das Immobilien- und Handelsimperium von Milliardär René Benko ist in höchster Not. Nach der Signa-Holding sind nun auch die Kern-Gesellschaften seines Immobilienreichs zahlungsunfähig.
Der Niedergang des Imperiums von Signa-Gründer René Benko erfasst nun auch die zentralen Bausteine der Immobilien-Sparte. Die Signa Prime Selection AG habe ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung beantragt, teilte eine Sprecherin des Handelsgerichts Wien mit.
Diesem Schritt werde die Signa Development Selection AG am Freitag folgen, hieß es ergänzend vom Unternehmen. «Ziel ist die geordnete Fortführung des operativen Geschäftsbetriebs im Rahmen der Eigenverwaltung und die nachhaltige Restrukturierung des Unternehmens.»
Laut dem Schutzverband Creditreform liegen die Forderungen der rund 300 Gläubiger der Signa Prime bei rund 4,5 Milliarden Euro. Dem stünde ein verwertbares Vermögen von etwa 1,3 Milliarden Euro gegenüber. Signa Prime und Signa Development haben zusammen 105 oft große Immobilien oder Entwicklungsprojekte in ihrem Portfolio.
Auswirkungen auf Warenhauskette Galeria unklar
Zu Signa Prime gehören auch 18 Immobilien der Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof (GKK). Was die angekündigte Insolvenzanmeldung für GKK selbst bedeutet, ist jedoch unklar. GKK selbst gehört zu einem anderen Signa-Tochterunternehmen, zur Signa Retail Selection AG. Sie hatte angekündigt, ihr Geschäft geordnet abzuwickeln - was einen Verkauf von GKK bedeutet.
Galeria betreibt aktuell noch 92 Warenhäuser und beschäftigt rund 15.500 Menschen. Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern hatte Ende 2022 zum zweiten Mal Rettung in einem Schutzschirmverfahren suchen müssen. Signa hatte für die Sanierung 200 Millionen Euro zugesagt. Die ersten 50 Millionen sollen im Februar fließen.
Nach dpa-Informationen werden bei GKK derzeit mehrere Optionen geprüft. Mit gleich mehreren Interessenten werden demnach Gespräche über eine Übernahme des Unternehmens geführt. Unternehmenskreise schließen derzeit nicht aus, dass es trotz der Signa-Insolvenzen zu einer Zahlung der zugesagten 200 Millionen Euro kommt und es auch bei den Mietzahlungen für die 18 Signa-Immobilien noch Bewegung geben könnte. Derzeit zahlt GKK nach dpa-Informationen rund 180 Millionen Euro pro Jahr an Miete an Signa. Sollten die 200 Millionen Euro nicht fließen und kein Käufer gefunden werden, droht eine Insolvenz, obwohl das Unternehmen derzeit operativ schwarze Zahlen schreiben soll.
Zäsur für Benkos Gruppe
Nach dem Insolvenzantrag der Signa-Holding und anderer Gesellschaften des höchst verschachtelten Konzerns markiert die jüngste Maßnahme den bisher fundamentalsten Einschnitt. «Es ist der Weg von Sonnenschein-Unternehmen zum Sanierungsfall», wie ein Insider sagt. Signa war - beflügelt durch die lange Nullzinsphase - über viele Jahre enorm gewachsen. Der in Innsbruck geborene Benko hatte mit dem Kauf von Karstadt vor rund zehn Jahren auch den risikoreichen Einstieg in den stationären Handel gewagt.