Supermarkt der Zukunft - Handel tüftelt an neuen Formaten
Autor: Christian Rothenberg und Christine Schultze, dpa
, Montag, 19. Februar 2024
Digital und teils ohne Personal - der Einkauf im Supermarkt ist im Umbruch. Viele Anbieter feilen an neuen Lösungen. Doch mancherorts stößt die Expansion noch an rechtliche Grenzen.
Einen Snack oder ein Getränk aus dem Regal nehmen, am Terminal selbst einscannen, per App oder EC-Karte zahlen und rausgehen - im smarten Lebensmittelladen geht das schnell und unkompliziert. Das schätzen auch die Kunden des personallosen Mini-Marktes «Teo» am Hanauer Hauptbahnhof.
An einem Werktag decken sich hier viele vor ihrer Reise oder zur Mittagspause rasch mit dem Nötigsten ein. Vor allem, dass die Klein-Märkte, die zur Supermarktkette Tegut gehören, auch dann offen sind, wenn andere geschlossen haben, findet ein 19-jähriger Kunde praktisch.
Doch nach einer Entscheidung des Hessischen Verwaltungsgerichtshofs (VGH) müssen die Türen der meisten Teo-Filialen in dem Bundesland nun sonntags zu bleiben - ein «herber Rückschlag» für das Unternehmen, das sich bisher zu den Vorreitern im Markt für smarte Lebensmittelläden zählte.
Deutschlandweit gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Konzepte solcher «smart Stores». Weit verbreitet ist das Walk-In-Format, das sind Supermärkte mit oft reduzierter Ladenfläche. Die Kunden scannen die Produkte meist selbst und bezahlen an Selbstbedienungskassen.
In anderen Läden gibt es gar keine Kasse, die Produkte werden per Kamera erfasst. Die Kunden hinterlegen ihre Zahlungsdaten vor dem ersten Einkauf in einer App und können die Produkte einfach einpacken und den Laden verlassen («Grab&Go»). Der Einkauf wird automatisch abgerechnet, die Rechnung folgt per Mail. Einige Läden haben sieben Tage die Woche rund um die Uhr geöffnet, einige sind mit Personal, andere ohne. Dort schaut einmal am Tag ein Mitarbeiter nach dem Rechten, füllt Regale auf und reinigt die Ladenfläche.
Lösung fürs Land, auch für Standorte mit hoher Frequenz
Stephan Rüschen, Professor für Lebensmittelhandel an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Heilbronn, beobachtet die junge Branche seit Jahren. Ihm zufolge gibt es deutschlandweit etwa 200 Läden und 60 Betreiber. Die größten sind «Tante M» (56) und die zur Supermarktkette Tegut gehörenden Teo-Märkte (39).
Das Walk-in-Format eignet sich Experten zufolge einerseits für Lagen mit hoher Kundenfrequenz wie Flughäfen oder Bahnhöfe. Dort würden Warteschlangen sinken. «Viele Menschen mögen es nicht anzustehen und betreten Läden deshalb nicht. Dadurch wird das Umsatzpotenzial vieler Geschäfte nicht ausgeschöpft», sagt Kai Hudetz vom Handelsforschungsinstitut IFH Köln.