Tarifverhandlungen im Einzelhandel laufen
Autor: dpa
, Donnerstag, 28. Dezember 2023
Die Gespräche im Tarifkonflikt des Einzelhandels wurden Mitte November pausiert. Nun wird wieder verhandelt. Der Handelsverband sieht die Runde als «letzte Möglichkeit für eine Einigung noch in diesem Jahr».
Im Tarifkonflikt des Einzelhandels hat auch der letzte Anlauf in diesem Jahr keine Einigung gebracht. Die Gewerkschaft Verdi und der Handelsverband Nord konnten sich bei Verhandlungen in Hamburg nicht auf einen regionalen Tarifabschluss für den Landesbezirk verständigen, wie beide Seiten mitteilten. Die Gespräche seien «erneut an den überhöhten Vorstellungen der Gewerkschaft» gescheitert, hieß es vom Handelsverband Deutschland (HDE). «Die Arbeitgeber werden sich nun Anfang des Jahres zusammensetzen und über die Konsequenzen beraten.»
Verdi warf der Gegenseite vor, ihr bisheriges Angebot nicht aufgebessert zu haben. «Die Arbeitgeber haben sich nicht bewegt, das bedeutet für die Beschäftigten Reallohnverlust, das machen wir nicht», teilte die Gewerkschaft mit.
Verdi übt Kritik
Verdi fordert im Einzelhandel unter anderem in allen Regionen mindestens 2,50 Euro mehr pro Stunde bei einer Laufzeit von einem Jahr. Je nach Bundesland kommen weitere Forderungen hinzu. Die Arbeitgeber hatten zuletzt eine Tarifsteigerung von insgesamt 10,24 Prozent bei einer Laufzeit von 24 Monaten angeboten. Zusätzlich enthielt die Offerte eine Inflationsausgleichsprämie von 750 Euro sowie ein tarifliches Mindestentgelt.
«Für eine Verkäuferin ist das bezogen auf 2023 eine Steigerung ihres Stundenlohns um 1,04 Euro», kritisierte Silke Zimmer aus dem Verdi-Bundesvorstand. «Bezogen auf eine Laufzeit von zwei Jahren gerade mal 1,78 Euro. Das ist noch nicht einmal die Hälfte dessen, was die Beschäftigten fordern, um in der Krise über die Runden zu kommen.»
Lösung in weiter Ferne
Nach einer mehrwöchigen Unterbrechung der Verhandlungen auf regionaler Ebene im November waren die Tarifparteien in der Hansestadt erstmals wieder zu Gesprächen zusammengekommen. Ein Abschluss hätte auch in den anderen 13 Tarifgebieten als Blaupause dienen können. Eine Lösung des Tarifkonflikts ist damit wieder in weite Ferne gerückt.
Die Gespräche hatten am Donnerstag zunächst vielversprechend begonnen. Stundenlang saßen beide Seiten zusammen, Verhandlungskreise äußerten sich daher zuversichtlich. Dann aber stellte sich heraus, dass man nicht zusammengefunden hatte.
Mehr als 60 Tarifrunden ohne Ergebnis
Mehr als acht Monate dauert die Tarifauseinandersetzung im Handel inzwischen. In insgesamt mehr als 60 Verhandlungsrunden konnte bisher nirgendwo eine Einigung erzielt werden. Mit zahlreichen Warnstreiks versuchte Verdi, den Druck auf die Arbeitgeber zu erhöhen. Verbraucherinnen und Verbraucher spüren den Konflikt bislang allerdings kaum, da Supermärkte trotz der Arbeitskämpfe in der Regel nicht schließen müssen. Zuweilen dauert es an den Kassen etwas länger. Auch fehlen in den Regalen manchmal einige Produkte.