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Brennender Ostsee-Öltanker: "Annika" soll noch vor Mitternacht in Rostock ankommen - "Eine Art Feuerwalze oder Stichflamme"


Autor: Agentur dpa, Stefan Lutter

Kühlungsborn, Freitag, 11. Oktober 2024

Ein Großaufgebot von Kräften war am Freitag in der Ostsee im Einsatz, um ein Feuer auf einem Tankschiff zu bekämpfen. Mehrere Schiffe eilten dem brennenden Tanker "Annika" zu Hilfe. Endgültig gelöscht werden soll im Rostocker Überseehafen, wo ein Schleppverband noch vor Mitternacht eintreffen soll.
Der Seenotrettungskreuzer Arkona und Schiffe des Havariekommandos bekämpfen den Brand des Küstentankschiffs Annika in der Ostsee, während Angler auf der Seebrücke von Heiligendamm (Mecklenburg-Vorpommern) stehen.


Update vom 11.10.2024, 19:49 Uhr: "Annika"-Ankunft in Rostock noch vor Mitternacht

Der in der Ostsee nahe der Küste von Heiligendamm durch ein Feuer manövrierunfähige Öltanker "Annika" soll noch vor Mitternacht im Überseehafen von Rostock eintreffen. Das berichtet die Deutsche Presse-Agentur (dpa). Erwartet werde demnach, dass der Schleppvorgang gegen 20.00 Uhr beginnt, erläuterte eine Sprecherin des Deutschen Havariekommandos.

Das Schiff soll mithilfe von zwei Schleppern die rund zwölf Seemeilen (etwa 22 Kilometer) Richtung Osten nach Rostock geschleppt werden. Der Brand im Maschinenraum des Öltankers war bis zum frühen Abend noch nicht gelöscht, jedoch unter Kontrolle.

Das Havariekommando habe bislang nicht die Mitteilung "Feuer aus" herausgegeben. Das 73 Meter lange Schiff befindet sich westlich von Kühlungsborn in der Ostsee und transportiert den Angaben zufolge 640 Tonnen Schweröl als Ladung.

Update vom 11.10.2024, 18.11 Uhr: Großeinsatz auf der Ostsee wegen Feuers auf Tankschiff

Ein Brand auf einem Tankschiff, das sich nahe der Küste Mecklenburg-Vorpommerns auf der Ostsee befand, hat am Freitag, 11. Oktober 2024, zu einem umfangreichen Einsatz geführt. Laut dem Havariekommando transportiert die 73 Meter lange "Annika" etwa 640 Tonnen Öl. Nachdem der Brand im Heck unter Kontrolle gebracht wurde, soll das Schiff am späten Nachmittag in den Sicherheitshafen von Rostock geschleppt werden, wo das Feuer im Maschinenraum endgültig gelöscht werden soll. Der 12 Meter breite Tanker befand sich den Berichten zufolge auf dem Weg von Rostock nach Travemünde, als er etwa 4,5 Kilometer vor Heiligendamm vor Anker lag.

Bisher gibt es laut dem Umweltministerium in Schwerin keine Hinweise auf Umweltverschmutzungen. Till Backhaus, der Umweltminister des Landes Mecklenburg-Vorpommern (SPD), äußerte seine Besorgnis. Das Feuer brach am Morgen aus einer ungeklärten Ursache aus. Die Besatzung, bestehend aus sieben Personen, wurde von der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger erfolgreich evakuiert.

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Einige Mitglieder der Besatzung erlitten leichte Verletzungen, wie das Havariekommando berichtet. Die Bekämpfung des Feuers begann von außen, unterstützt von drei Schiffen. Feuerwehrteams machten sich mit Hubschraubern auf den Weg zum Tanker. Am frühen Nachmittag betraten sie schließlich die "Annika", um die Lage zu sondieren. Danach wurde das weitere Vorgehen besprochen. Eine von der Polizei angeordnete Sperrzone von drei Seemeilen wurde um den Brandort eingerichtet. Fotos zeigen, wie von den Löschbooten massive Wassermengen auf das Tankschiff gesprüht werden. Aus dem Bereich des Maschinenraums und der Brücke steigt dicker, schwarzer Rauch auf. Der Rauch war laut den Seenotrettern bis zur Küste hin sichtbar.

Weitere Details, ebenso wie die Brandursache, sind bislang nicht bekannt. Umweltminister Backhaus sprach von einer "sehr dynamischen Lage" und gab zu, dass er die Ereignisse mit Sorge beobachte. "Ich bin froh, dass die Besatzung schnell evakuiert werden konnte." Man verschaffe sich derzeit ein umfassendes Lagebild in Zusammenarbeit mit dem Havariekommando, das die Führung des Einsatzes übernommen hat. "Wir werden alles dafür tun, einen größeren Umweltschaden zu verhindern."

Brandursache weiter unklar

Die Havarie fand in Sichtweite der stark besuchten Küste zwischen Warnemünde und Kühlungsborn statt. Martin Delpiano-Weber, der mit seiner Frau in einem Hotel in Heiligendamm verweilt, erklärte, dass sie das Schiff bereits am Morgen bemerkt hatten, als sie gegen 9.30 Uhr vom Spa zurückkehrten. Der Augenzeuge sprach von "einer Art Feuerwalze oder Stichflamme". Parallel sei aber schon gelöscht worden. Tobias Woitendorf, der Chef des Landestourismusverbandes, zeigte sich geschockt. "Das ist eine Situation, vor der wir uns im Tourismus immer fürchten", erklärte er. "Wir haben hier sehr verkehrsreiche Gewässer." Der Brand des Küstentankschiffs sei eine ernsthafte Schadenslage, deren Konsequenzen noch nicht absehbar seien.

Die Umweltorganisation WWF lobte den schnellen Einsatz der Rettungsteams. Der Leiter des WWF-Ostseebüros in Stralsund, Finn Viehberg, hob hervor, dass sich das Havariekommando Nord bewährt habe. "Das ist die Forderung, die wir immer wieder stellen: Ein dichtes Havariekommandonetz über die gesamte Ostsee", betonte Viehberg. "Das ist nicht überall gegeben, wo Gefahrgutschiffe unterwegs sind."

Forschungseinrichtungen zeigen sich besorgt

Oliver Zielinski, Direktor des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung in Warnemünde (IOW), äußerte erhebliche Bedenken aufgrund des Brandes. "Das ist ein mit 640 Tonnen Schweröl beladenes Schiff wenige Kilometer vor der Küste und wir haben starken Westwind", sagte der Professor. "Das würde also im schlechtesten Fall in ein sehr sensibles Flachmeer-Ökosystem getrieben werden."

Zielinski betonte: "640 Tonnen - das ist eine große Menge Schweröl und kann einen massiven Schaden in der Umwelt verursachen." Er hoffe sehr, dass das nicht geschehe. "Die Bekämpfungsmaßnahmen sind ja voll im Gange." Die Ostsee gilt als eines der am häufigsten befahrenen Meere weltweit. Laut Viehberg sind täglich rund 2.000 große Schiffe dort unterwegs, darunter auch Tanker mit bis zu 100.000 Tonnen Ladung. Die Havarie vor Heiligendamm sei ein "Schuss vor den Bug", so der Wissenschaftler.

Erstmeldung vom 11. 10. 2024, 12.47 Uhr: Öltanker "Annika" brennt in Ostsee - Seenotrettung im Einsatz

Der 73 Meter lange Öl- und Chemikalientanker "Annika" brennt nordöstlich von Kühlungsborn (Mecklenburg-Vorpommern) in der Ostsee. Wie die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger mitteilte, wurden alle sieben Besatzungsmitglieder vom Schiff gerettet.

Zunächst hatte der Radiosender Ostseewelle berichtet - nach Angaben des Senders soll es mehrere Verletzte geben. Der Seenotrettung zufolge sind ein Hochseebergungsschlepper sowie weitere Fahrzeuge und Hubschrauber zum Tanker unterwegs.

Brennender Öltanker in Ostsee - Seenotrettung im Einsatz

Der schwarze Rauch des brennenden Schiffes sei bis an die Küste sichtbar. Weitere Details sowie die Ursache des Feuers seien bisher nicht bekannt. Das Havariekommando des Bundes habe die Einsatzleitung übernommen.

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