Süße Küsse und eine Kissenschlacht
Autor: Monika Beer
, Dienstag, 20. April 2010
Bernhard Stengele, Schauspieldirektor am Mainfrankentheater Würzburg, hat den "Rosenkavalier" von Richard Strauss so inszeniert, wie er gemeint ist: als Komödie für Musik. Dank einer passgenauen Besetzung überzeugt das bis ins Detail.
Mit dem Baron Ochs von Lerchenau aus dem "Rosenkavalier" konnte ich bisher nicht viel anfangen. Mir war der ungehobelte, alte Schwerenöter einfach unsympathisch. Seit dem Wochenende bin ich von meiner zweifellos nicht vorurteilsfreien Haltung befreit. Geschafft haben das der spielfreudige Bassbariton Claudius Muth und vor allem der Regisseur Bernhard Stengele, der der Komödie, die die viel gespielte Oper von Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal sein will, überzeugend zu ihrem Recht verhilft.
Zwangsverheiratung anno dazumal
Natürlich hatte die "gute alte Zeit" um 1740 in Wien, wie sie in der 1911 uraufgeführten Oper abgebildet wird, ihre schlechten Seiten. Nicht umsonst erinnert sich die etwa 34-jährige Feldmarschallin an die eigene Verheiratung. Und an die Tatsache, dass früher junge Mädchen von Stand sich ihren zumeist wesentlich älteren Gatten nicht aussuchen konnten.
So geht es auch Sophie, der 14-jährigen Tochter des neureichen Faninal, zu der die Fürstin Werdenberg auf Bitten ihres grobschlächtigen Verwandten den jungen Grafen Octavian als Brautwerber mit der silbernen Rose vorausschickt - also jenen 17-jährigen Jungspund, der ihr derzeitiger Liebhaber ist.