Stunde der Wahrheit für die Renten-Rebellen
Autor: dpa
, Dienstag, 02. Dezember 2025
Der Rentenstreit ist längst zur Existenzfrage für die schwarz-rote Koalition geworden. Was machen die 18 Rebellen der Union? Am Dienstag um 15 Uhr schlägt für sie die Stunde der Wahrheit.
Die Renten-Rebellen der Union müssen am Nachmittag bei einer Probeabstimmung in der Sitzung der Bundesfraktion Farbe bekennen. Mithilfe des Votums will die Fraktionsführung feststellen, mit wie vielen Abweichlern sie bei einer Entscheidung im Bundestag rechnen muss.
Die schwarz-rote Koalition hat eine Mehrheit von zwölf Stimmen im Parlament. Zur Jungen Gruppe, die sich seit Monaten gegen das Rentenpaket stemmt, zählen 18 Abgeordnete. Das heißt, dass die Koalition von CDU, CSU und SPD ohne sie keine sichere Mehrheit hat.
Das Problem
Die Junge Gruppe lehnt das von Arbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) geschnürte und von der Bundesregierung beschlossene Rentenpaket ab. Das darin angepeilte Rentenniveau - also das Verhältnis der gesetzlichen Rente eines Standardrentners mit 45 Beitragsjahren zum Durchschnittsverdienst aller Erwerbstätigen - von 48 Prozent über 2031 hinaus würde ihrer Überzeugung nach inakzeptable Kosten in dreistelliger Milliardenhöhe verursachen.
Die Spitzen von Union und SPD haben sich am Freitag im Koalitionsausschuss trotzdem darauf festgelegt, den Gesetzentwurf nicht mehr zu ändern. Allerdings haben sie ein Kompromissangebot vorgelegt: Danach soll die längst beschlossene Rentenkommission schon dieses Jahr mit Vorbereitungen für eine große Reform loslegen, bis Mitte 2026 Vorschläge vorlegen und auch mit Vertretern der jungen Generation besetzt werden - zum Beispiel aus der Jungen Gruppe der Union. Außerdem soll sie auch Themen behandeln, die für die SPD bisher ein Tabu waren, zum Beispiel ein späteres Renteneintrittsalter als 67.
Die Ausgangsposition der Jungen
Der Jungen Gruppe reicht das Kompromissangebot nicht aus. Nach drei Tagen Bedenkzeit veröffentlichte sie am Montag ein Positionspapier, in dem das Gesetz nach wie vor als «nicht zustimmungsfähig» bezeichnet wird. Den Mitgliedern der Gruppe wird aber das Abstimmungsverhalten freigestellt.
«Allen frei gewählten Abgeordneten kommt eine eigene staatspolitische Verantwortung zu», heißt es in dem Papier. Diese umfasse die Rücksicht auf den Koalitionsfrieden, aber auch auf die finanzielle Stabilität des Landes. «Vor diesem Hintergrund wird jedes Mitglied der Jungen Gruppe die Argumente abwägen und eine Entscheidung treffen.»
Im Klartext heißt das: Die Jungen müssen sich nun zwischen ihrer inhaltlichen Überzeugung und dem Koalitionsfrieden entscheiden.