Der Wert Freiheit gewinnt an Bedeutung
Das Kriegsgeschehen in der Ukraine treibt die Jugendlichen um und sie machen sich ihre Gedanken. Werte, wie persönliche Freiheit, sehen Jugendliche seit Kriegsausbruch anders, sie ist ihnen wichtiger. Der Krieg hat bei einem Drittel der Jugendlichen den Blick auf die Bundeswehr verändert. Wenig halten Jugendliche davon, wenn sich Deutschland intensiver in das Kriegsgeschehen einmischen würde. Das wünschen sich 78 Prozent ausdrücklich nicht.
Knapp die Hälfte der befragten Jugendlichen haben ihr eigenes Leben vor dem Krieg als unbeschwerter wahrgenommen. 40 Prozent fühlen sich und die eigene Familie bedroht. Eltern und Freund*innen gehören zu den ersten Anlaufpunkten, wenn es darum geht, über die Sorgen und Ängste, die der Krieg auslöst, zu reden. 26 Prozent haben allerdings niemanden, mit dem sie sich darüber austauschen.
Einen persönlichen Beitrag zur Gesellschaft zu leisten, ist den meisten Jugendlichen (54 Prozent) ein Anliegen. Das Interesse an Politik durch den Krieg nimmt bei einem Drittel zu. Trotzdem informiert sich nur eine Minderheit (31 Prozent) regelmäßig über politische Themen. Politik spielt generell im Leben der Jugendlichen eine ungeordnete Rolle. Für 72 Prozent der Jugendlichen ist es irrelevant, in einer politischen Partei aktiv zu sein. Bedenklich ist, dass sich nur eine Minderheit der Jugendlichen von der Politik ernst genommen fühlt (12 Prozent). Liz Mohn ermahnt Politik und Gesellschaft: "Wir sollten den jungen Menschen zuhören und sie mit ihren Sorgen und Wünschen ernst nehmen."
Zukunftsoptimismus ist ungebrochen
Wenn es um die eigenen Erwartungen in der Zukunft geht, hellt sich der Blick der Jugendlichen zunehmend auf. Drei von fünf Jugendlichen blicken mit großer Zuversicht in ihre berufliche Zukunft. Nur fünf Prozent sagen, dass sie mit ihren derzeitigen Lebensumständen nicht zufrieden sind. Selbst Mut zum Gründen eines eigenen Unternehmens ist bei den jungen Menschen vorhanden (41 Prozent).
Konkreter nachgefragt, was ihnen wichtig ist, sagen 94 Prozent die persönliche Freiheit. Das ist mit Abstand der höchste Wert. Danach folgen die Aussagen "Geld verdienen" (90 Prozent) und "Reisen und die Welt entdecken" (82 Prozent). Die Statements "Verantwortung übernehmen" und sich "Gesund ernähren" haben mit 80 Prozent ebenfalls hohe Zustimmungswerte.
Für die 16- bis 18-jährigen Jugendlichen ist es besonders wichtig, mit dem Beginn ihres Berufslebens eine erfolgreiche Karriere zu starten (85 Prozent). Die wenigsten (36 Prozent) sind davon überzeugt, dass sie durch die Schule auf die berufliche Zukunft vorbereitet sind. Diese Aufgabe übernimmt ihr Umfeld.
Fazit
Es ist ein durchwachsenes Bild, das die Bertelsmann Jugendstudie zeichnet. Bei den "großen" gesellschaftlichen Herausforderungen, wie dem Ukraine-Krieg oder der Klimakrise, gibt es viele Ängste und wenig Anlass zu Optimismus. Ganz anders sieht es aus, wenn es um die eigenen Zukunftsperspektiven geht. Da gibt es hohe, positive Erwartungen. Dass es kommunizierende Röhren sind, gesellschaftliche und individuelle Chancen, ist vielen offensichtlich nicht bewusst.