Das schwarz-rote Regierungsbündnis steht vor einer Bewährungsprobe im Koalitionsausschuss. Bedeutende Themen wie die Reduzierung der Stromsteuer und das Rentenpaket sorgen für Spannungen zwischen Union und SPD.
Es ist die erste bedeutende innenpolitische Bewährungsprobe für das schwarz-rote Regierungsbündnis: Im Koalitionsausschuss müssen die Spitzen von Union und SPD am Mittwoch (2. Juli 2025) zeigen, dass sie bei anspruchsvollen Themen wie der Reduzierung der Stromsteuer zu Kompromissen fähig sind.
Zwei Hauptakteure werden dabei im Vordergrund stehen. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat bisher zwar auf der internationalen Bühne eine gute Figur gemacht. Jetzt muss er jedoch beweisen, dass er auch die Wirtschaft ankurbeln und die Stimmung im Land verbessern kann.
"Habe mehr vor, als Krise managen": Merz soll Wirtschaft ankurbeln
"Ich habe natürlich schon mehr vor, als nur Krise zu managen", sagte er am Dienstagabend (1. Juli 2025) in der ARD-Sendung "Maischberger". Der Vizekanzler und Finanzminister Lars Klingbeil geht nach der Niederlage bei der Wahl zum SPD-Vorsitzenden geschwächt in den Koalitionsausschuss und muss sich neu beweisen - in neuer Konstellation. Für die neue sozialdemokratische Co-Parteichefin Bärbel Bas ist es der erste Auftritt im Kreis der mächtigsten Koalitionspolitiker, dem sie nun als einzige Frau angehört und es mit zehn Männern aufnehmen muss.
Alle blicken dabei vor allem auf ein Thema: Kommt die Reduzierung der Stromsteuer für alle? Das Kabinett hat Entlastungen bei den Energiepreisen zum 1. Januar 2026 beschlossen. Die Netzentgelte, ein Bestandteil des Strompreises, sollen gesenkt und die Gasspeicherumlage für Gaskunden abgeschafft werden. Bei der Stromsteuer soll die Absenkung für die Industrie, Land- und Forstwirtschaft "verstetigt" werden. Sie soll jedoch - entgegen der Ankündigung im Koalitionsvertrag - nicht für alle gesenkt werden, also nicht für alle Betriebe sowie für private Haushalte.
Das löst breite Kritik bei Wirtschaftsverbänden, Gewerkschaften und Sozialverbänden aus - aber auch innerhalb der Union. Kritik kam unter anderem von Unionsfraktionschef Jens Spahn und NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (beide CDU). Dies sorgt wiederum für Unmut in der SPD. Merz äußerte sich vor dem Treffen der Koalitionsspitzen zwar grundsätzlich offen für eine mögliche Ausweitung der Stromsteuersenkung - aber nur, wenn die Gegenfinanzierung gesichert ist.
Stromsteuer senken: Was könnte für Verbraucher rausspringen?
Eine Senkung der Stromsteuer für alle Verbraucherinnen und Verbraucher würde nach Angaben des Bundesfinanzministeriums im kommenden Jahr rund 5,4 Milliarden Euro zusätzlich kosten. Eine Gegenfinanzierung dürfte schwierig werden. Die Koalition müsste bei anderen Vorhaben Abstriche machen. Die Wirtschaft drängt auf Verlässlichkeit.
"Die Unternehmen brauchen klare Perspektiven und müssen wissen, worauf sie in der Wirtschaftspolitik der Koalition vertrauen können", sagte DIHK-Präsident Peter Adrian der Deutschen Presse-Agentur. "Besonders bei Energie- und Arbeitskosten warten viele Firmen dringend auf Entlastungen."