Strenges Rauchverbot auch im Freien: Wie reagiert Deutschland auf EU-Empfehlung?
Autor: Robert Wagner
Deutschland, Mittwoch, 04. Dezember 2024
Eine Mehrheit der EU-Staaten macht sich für einen strengeren Umgang mit Tabak stark. In Deutschland ist man eher zurückhaltend - auch weil die Bundesländer dabei wohl das letzte Wort hätten.
Eine Mehrheit der EU-Gesundheitsministerinnen und -minister will einen deutlich strengeren Nichtraucherschutz im Freien. Sie sprechen sich für einen "wirksamen Schutz" vor Passivrauch etwa auf Spielplätzen und in der Außengastronomie aus.
Gerade letzteres sorgt für Diskussionen: Wird die Zigarette, nachdem sie größtenteils aus allen Innenräumen verbannt wurde, nun auch im Außenbereich von Kneipen und Restaurants verboten? Das kommt darauf an. Denn Deutschland - das sich bei der Abstimmung am 3. Dezember 2024 enthielt - muss sich nicht an diese Empfehlung halten.
Über Rauchverbote entscheidet jeder Staat selbst
Neben Spielplätzen und der Außengastronomie sind unter anderem Freizeitparks, Schwimmbäder, Strände und Zoos, Haltestellen, Hochschulen und Open-Air-Veranstaltungen im Fokus für strengere Vorgaben. Die ungarische Ratspräsidentschaft betonte: "Die Empfehlung des Rates enthält kein obligatorisches Verbot." Österreichs Gesundheitsminister Johannes Rauch sagte: "Europa verbietet gar nichts. Das muss einmal festgehalten werden."
Die Mitgliedstaaten sind selbst für ihre Gesundheitspolitik zuständig. Deutschlands Vertreter bei dem Ministertreffen, Staatssekretär Thomas Steffen, betonte, dass in der Bundesrepublik zudem viele Zuständigkeiten für das Thema bei den Bundesländern lägen. Diese hätten kritisiert, es brauche eine differenziertere Betrachtung beim Umgang mit Rauchen in der Außengastronomie.
Laut BR begrüßte beispielsweise Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach zwar grundsätzlich das Ziel der EU, Menschen vor den Risiken des Passivrauchens besser zu schützen. Bayern habe allerdings schon einen starken Nichtraucherschutz, der beispielsweise Kinderspielplätze explizit einschließe.
Stimmen aus Bayern: Unverhältnismäßige Regelungen?
Ähnlich sehen es auch Stimmen aus der Gastronomie, die wieder Einbußen in ihrem Geschäft befürchten. So hält auch Thomas Geppert, Landesgeschäftsführer des Bayerische Hotel- und Gaststättenverbands, wenig von weiteren Einschränkungen für Raucher: "Rauchen im Außenbereich zu regulieren, davon halten wir nichts. Es ist aus unserer Sicht unverhältnismäßig", betonte er laut BR. Der Nichtraucherschutz sei auch so bereits gewährleistet, weitere Einschränkungen würden die Betriebe massiv schädigen.
Hier gibt es aber durchaus unterschiedliche Perspektiven: Denn andere Interessensvertreter sehen den Nichtraucherschutz in Deutschland auf keinem hohen Niveau.