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Streit zwischen Schaeffler und Conti eskaliert


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, Donnerstag, 18. Dezember 2008

Kurz vor der Entscheidung der EU- Kommission zur Übernahme des Autozulieferers Continental durch die Schaeffler-Gruppe eskaliert der Streit zwischen beiden Unternehmen.
Das  INA-Stammwerk in Herzogenaurach. Foto: Schaeffler


Mehreren Medienberichten zufolge will Schaeffler Conti- Aufsichtsratschef Hubertus von Grünberg aus dem Amt drängen, was in Schaeffler-Kreisen allerdings dementiert wurde.
Zudem verlange Schaeffler die Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung, um möglichst schnell vier eigene Mitglieder in den Conti-Aufsichtsrat zu schicken.

Grünes Licht zur Übernahme?

Die nächste reguläre Hauptversammlung von Conti ist am 23. April 2009 geplant.    Schaeffler erwartet am Freitag von der EU-Kommission grünes Licht für die Übernahme, dann ist die Gruppe Conti-Großaktionär. Ein Schaeffler-Sprecher wollte Berichte über eine geplante Ablösung von Grünbergs nicht näher kommentieren. „Wir werden erst einmal die Transaktion vollziehen, dann sehen wir weiter“, sagte ein Schaeffler- Sprecher.

Schaeffler dementiert Machtkampf

Berichten über einen Machtkampf zwischen den Spitzen beider Unternehmen widersprach er: „Wir wollen keinen Machtkampf. Schaeffler ist größter Conti-Aktionär und wir wollen nichts, was Conti schwächt.“

Die IG Metall äußerte scharfe Kritik an dem Streit. „Wir gehen mit großen Schritten auf eine Rezession zu und die Manager der Continental AG und der Schaeffler-Gruppe ergehen sich in Ränkespielen und einer Schlammschlacht in den Medien“, teilte der niedersächsische IG Metall-Chef Hartmut Meine am Rande eines gemeinsamen Betriebsräte-Treffens von Conti und Schaeffler in Nürnberg mit.

Spiel mit Vertrauen und Arbeitsplätzen

Die Manager spielten mit dem Vertrauen der Automobilhersteller und gefährdeten damit Arbeitsplätze. Dies sei gegenüber den weltweit rund 213 000 Beschäftigten in beiden Unternehmen „unverantwortlich“.
  Die Schaeffler-Gruppe aus Herzogenaurach hatte sich im Sommer eine Übernahmeschlacht mit dem Conti-Management geliefert, an deren Ende die Franken die Hannoveraner zu einer umfassenden Zusammenarbeit drängen konnten.
Schaeffler hatte für die Übernahme milliardenschwere Kredite ausgehandelt. Seit Wochen wird am Markt darüber spekuliert, dass Schaeffler angesichts der Finanz- und Autokrise Probleme bei der Finanzierung des Conti-Deals bekommen könnte.
Schaeffler hatte dagegen stets betont, die Finanzierung stehe.    In einer Investorenvereinbarung hatte Schaeffler Mitte August zugesagt, das Engagement bei Conti innerhalb der nächsten vier Jahre auf eine Minderheitsbeteiligung von bis zu 49,99 Prozent zu beschränken.

Über 80 Prozent der Conti-Aktien angedient

Bis zum Ende der Annahmefrist Mitte September wurden Schaeffler aber gut 82 Prozent der Conti-Aktien angedient, acht Prozent hielt die Gruppe bereits. Schaeffler muss nun nach einem Co-Investor suchen. Sowohl Schaeffler als auch Conti sind hoch verschuldet.    Als mögliche Option wird nun darüber spekuliert, dass Conti das Autozuliefergeschäft von Schaeffler aufnehmen könnte. Das Schaeffler-Industriegeschäft bliebe eigenständig.

Geißinger in der Diskussion

Nach einem Bericht des „Manager-Magazins“ soll Conti-Aufsichtsratschef von Grünberg aber gefordert haben, dass Schaeffler-Geschäftsführer Jürgen Geißinger keine Rolle mehr spielen dürfe.    Dies wurde im Umfeld von Schaeffler am Donnerstag als „absurde“ Vorstellung zurückgewiesen. In Schaeffler-Kreisen hieß es: „Falls es zu einer Zusammenlegung der Automotive-Sparte kommen sollte, sollte diese Neumann führen. Dabei ist aber eines klar: Geißinger wird in diesem Fall die erweiterte Schaeffler-Conti führen“.

Karl-Thomas Neumann ist der Vorstandchef von Conti.    Ein möglicher Verkauf der Conti-Reifensparte ist aus Sicht von Continental zum jetzigen Zeitpunkt wirtschaftlich nicht sinnvoll, wie es hieß. Der Vorstand agiere ausschließlich im Interesse aller Aktionäre und Mitarbeiter.
Schaeffler-Kreise widersprachen Berichten, sie wollten das Conti Reifengeschäfte „verscherbeln“. „Falls es zum Verkauf kommt, wollen wir natürlich den besten Preis dafür haben“, hieß es in Kreisen des Herzogenauracher Konzerns. dpa