Palla vom Aufsichtsrat zur neuen Bahnchefin berufen
Autor: Fabian Nitschmann, Matthias Arnold und Andreas Hoenig, dpa
, Mittwoch, 24. Sept. 2025
Bundesverkehrsminister Schnieder setzt auf neue Köpfe und eine neue Strategie bei der Bahn. Doch die Debatte um die Personalie Dirk Rompf sorgt weiter für Ungewissheit.
Evelyn Palla ist vom Aufsichtsrat der Deutschen Bahn zur neuen Chefin des Konzerns berufen worden. Das teilte die Deutsche Bahn am Vormittag mit. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG hatte im Voraus angekündigt, gegen die Südtirolerin stimmen zu wollen. Da eine einfache Mehrheit für ihre Berufung reichte, konnte die Gewerkschaft den Wechsel an der Konzernspitze aber nicht verhindern.
Palla wird nach dpa-Informationen mit einem Fünfjahresvertrag ausgestattet und wird ihre neue Aufgabe am 1. Oktober beginnen. Sie war bislang Chefin der Regionalverkehrssparte der Deutschen Bahn, DB Regio. Palla wird Nachfolgerin von Richard Lutz, der den Konzern fast acht Jahre lang führte, zuletzt aber keine Trendwende mehr einleiten konnte.
Minister gratuliert
«Evelyn Palla hat mit herausragenden operativen und strategischen Fähigkeiten in führenden europäischen Konzernen und seit 2019 auch bei der Deutschen Bahn bewiesen, dass sie Transformationsprojekte erfolgreich umsetzen kann», teilte Aufsichtsratschef Werner Gatzer mit. «Wir sind fest davon überzeugt, dass der DB mit Evelyn Palla an der Spitze ein erfolgreicher Neustart gelingen und die vom Bundesverkehrsministerium vorgestellte Agenda für zufriedene Kunden auf der Schiene zügig umgesetzt werden kann.» Gatzer dankte Pallas Vorgänger Lutz für dessen langjährige Arbeit im Konzern und an dessen Spitze.
Von Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU), hieß es: «Ich freue mich über die Bestellung von Frau Palla zur neuen Vorstandsvorsitzenden der DB AG und wünsche ihr viel Erfolg. Sie ist eine exzellente Wahl und ich bin davon überzeugt, dass sie die Bahn besser aufstellen und gut durch schwierige Zeiten führen wird.»
Verkehrsminister fordert bei Bahn mehr Zuverlässigkeit
Palla muss sich bei ihrer Arbeit künftig an der neuen Strategie des Bundes orientieren, die Schnieder am Montag vorgestellt hat. Der Fokus liegt darin auf mehr Zuverlässigkeit, mehr Sicherheit und mehr Sauberkeit. Mit drei Sofortprogrammen soll zum Beispiel schon im kommenden Jahr der Komfort für Reisende im Fernverkehr verbessert werden.
Mit Blick auf die marode Infrastruktur hält der Bund am Konzept der sogenannten Generalsanierungen fest, mit denen bis 2036 rund 40 besonders wichtige und belastete Strecken von Grund auf modernisiert werden sollen. Schnieder will zudem dafür sorgen, dass die für die Infrastruktur zuständige DB InfraGo eigenständiger und unabhängiger vom Gesamtkonzern agieren kann.
Der Grünen-Vorsitzende, Felix Banaszak, sagt, Palla habe das Potenzial, die Bahn zu sanieren. Unklar bleibe jedoch, wie viel Sanierungsvorhaben und Ausbauprojekte angegangen werden könnten. Nötig seien jetzt «echte Investitionen in die Infrastruktur und ein Deutschlandticket mit einer langfristigen Preisgarantie».