Hunderte Lufthansa-Flüge fallen wegen Warnstreiks aus
Autor: Christian Ebner, dpa
, Dienstag, 20. Februar 2024
Die Gewerkschaft Verdi überzieht den Luftverkehr in Deutschland mit einer Reihe schmerzhafter Warnstreiks. Doch es gibt Hoffnung auf ein Konfliktende an gleich mehreren Verhandlungstischen.
Die Passagiere der Lufthansa sind am Dienstag erneut auf eine harte Geduldsprobe gestellt worden. Nach mehr als 1000 Flugausfällen infolge eines weiteren Verdi-Warnstreiks am Boden richten sich nun die Hoffnungen auf die Tarifverhandlungen, die am Mittwoch fortgesetzt werden sollen.
Parallel zu den Gesprächen in der Frankfurter Lufthansa-Zentrale verhandelt die Gewerkschaft in Berlin mit den privaten Unternehmen der Luftsicherheit. Hier hatten am 1. Februar die rund 25.000 Beschäftigten ebenfalls einen Warnstreik an den Passagierkontrollen veranstaltet und mit mehr als 1100 Flugausfällen für ein ähnliches Ergebnis gesorgt.
Verdi nutzt die jeweilige Streikmacht der von ihr vertretenen Beschäftigtengruppen im Luftverkehr. Ohne vorherige Urabstimmung untermalen die Warnstreiks die jeweiligen Verhandlungen über mehr Lohn und Anerkennung. «Mit dem braven Boden ist es vorbei», hieß es am Dienstag bei der Protestkundgebung mit rund 1000 Teilnehmern vor der Lufthansa-Zentrale. Mit einem unbefristeten Streik hat die Gewerkschaft noch nicht gedroht – und muss es wahrscheinlich auch nicht tun.
Der Warnstreik war besonders an den Drehkreuzen München und Frankfurt zu spüren, aber auch an vielen anderen Flughäfen wurden Lufthansa-Flüge von den Tafeln gestrichen. Die Lufthansa hatte betroffene Passagiere davor gewarnt, zum Flughafen zu kommen, weil dort keine Umbuchungen möglich sind. Streikaktionen gab es auch in Hamburg, Berlin, Düsseldorf, Köln/Bonn und Stuttgart. An weiteren Flughäfen fielen Flüge zu den beiden Lufthansa-Drehkreuzen ebenfalls aus.
Der Verdi-Warnstreik des Bodenpersonals läuft von Montagabend bis Mittwochmorgen. «Unverhältnismäßig» nennt das Personalvorstand Michael Niggemann, doch wirklich etwas dagegen tun kann er nicht. «Wir haben jetzt zweimal bewiesen, dass wir streiken können», sagt Verdi-Chefverhandler Marvin Reschinsky. «Es wäre daher klug, jetzt zum Abschluss zu kommen.»
Vergleich mit öffentlichem Dienst
Der Gewerkschafter pocht auf ein höheres Angebot. Im Vergleich zu den Piloten fielen die angebotenen Gehaltserhöhungen für das Bodenpersonal deutlich zu niedrig aus, rief er seinen Leuten zu. Der von der Lufthansa bemühte Vergleich, das Angebot entspreche dem Abschluss im öffentlichen Dienst, ziehe nicht. «Wir haben bei Lufthansa keine klammen Kassen. Und anders als im öffentlichen Dienst haben die Beschäftigten aus der Corona-Zeit noch starken Nachholbedarf.»
Aus der Corona-Asche ist der zwischenzeitlich vom Staat gerettete Konzern steil aufgestiegen. Die milliardenschweren Staatshilfen sind zurückgezahlt, und in wenigen Tagen will Lufthansa-Chef Carsten Spohr mit rund 2,7 Milliarden Euro einen der höchsten operativen Gewinne der Unternehmensgeschichte präsentieren.