Stichwahlen in NRW: Machtwechsel und Überraschungen
Autor: Dorothea Hülsmeier, dpa
, Sonntag, 28. Sept. 2025
Paukenschlag bei den kommunalen Stichwahlen in NRW: Erstmals seit Jahrzehnten regiert in Dortmund nicht mehr die SPD. Die CDU etabliert sich in Großstädten. Die AfD bringt keinen Kandidaten durch.
Schock und Freude liegen für die gebeutelte SPD in Nordrhein-Westfalen an diesem Abend nah beieinander. Nach fast 80 Jahren verlieren die Sozialdemokraten ihre einstige «Herzkammer» Dortmund an die CDU. Trostpflaster für die Sozialdemokraten ist bei den Stichwahlen in Nordrhein-Westfalen, dass sie nach zehn Jahren wieder die Millionenstadt Köln regieren. Doch der Schlag in Dortmund wiegt schwer und sendet Schockwellen bis nach Berlin.
Licht und Schatten auch für die CDU: Die Christdemokraten konnten in bisher von SPD oder Grünen regierten Städten siegen, verloren aber auch Rathäuser an die Sozialdemokraten. Die Grünen gewannen als Trophäe zwar den Oberbürgermeisterposten in der Universitätsstadt Münster, müssen aber die OB-Sessel in Bonn und Aachen räumen und unterlagen auch in Köln.
Ende der SPD-Ära in Dortmund
In Dortmund, der drittgrößten Stadt in NRW, unterlag SPD-Amtsinhaber Thomas Westphal nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen gegen den CDU-Herausforderer Alexander Omar Kalouti. Damit endet eine seit acht Jahrzehnten andauernde SPD-Ära in Dortmund. Kalouti holte laut vorläufigem Ergebnis in der drittgrößten Stadt Nordrhein-Westfalens 52,92 Prozent der Stimmen, Westphal kam auf 47,08 Prozent der Stimmen.
Erfolg für die SPD dagegen in der Millionenstadt Köln. Der SPD-Politiker Torsten Burmester erzielte 53,5 Prozent, seine Gegenkandidatin Berivan Aymaz von den Grünen kam auf 46,5 Prozent. Weitere Lichtblicke: Die SPD konnte die Chefsessel in der Ruhrgebietsstadt Oberhausen sowie in Mülheim/Ruhr von der CDU zurückerobern, stellt auch in der wichtigen Revierstadt Bochum weiter den OB und siegte auch in Wuppertal.
Mahnung von Bärbel Bas
Dennoch schickte die SPD-Bundesvorsitzende Bärbel Bas mahnende Worte in die Partei. Die SPD müsse die Sorgen der Menschen ernst nehmen und den Alltag verbessern. «Darauf muss der gesamte Fokus unserer Arbeit liegen. Das gilt für NRW genauso wie für das ganze Land», sagte Bas der Deutschen Presse-Agentur. Die Niederlage der Sozialdemokraten bei der Oberbürgermeister-Stichwahl in Dortmund sei schmerzhaft. Sie werde aber überstrahlt vom Überraschungssieg in Köln. «Als SPD konnten wir uns in der großen Mehrheit der Stichwahlen in Nordrhein-Westfalen behaupten», so Bas.
Nachdenklich gab sich auch SPD-Landeschefin Sarah Philipp: «Wir haben verstanden, dass wir Teile unseres Stils und unserer Programmatik korrigieren müssen, um verloren gegangenes Vertrauen wiederherzustellen.» Dabei könne die Partei auch von den siegreichen Kandidatinnen und Kandidaten der Kommunalwahlen lernen.
CDU sieht sich gestärkt
Freude nach einigen überraschenden Erfolgen und trotz einiger Niederlagen herrschte bei der CDU. In der Landeshauptstadt Düsseldorf geht Amtsinhaber Stephan Keller (CDU) in eine zweite Amtszeit. Der 55-Jährige setzte sich gegen Grünen-Herausforderin Clara Gerlach durch.