Druckartikel: Stechmückenart Anopheles hyrcanus in Brandenburg entdeckt: Klimawandel als Ursache?

Stechmückenart Anopheles hyrcanus in Brandenburg entdeckt: Klimawandel als Ursache?


Autor: Stefan Lutter

Müncheberg, Dienstag, 03. Juni 2025

Forscher haben in Brandenburg erstmals die wärmeliebende Stechmückenart Anopheles hyrcanus nachgewiesen – der nördlichste Fund weltweit. Der Klimawandel könnte die Ausbreitung dieser potenziell gefährlichen Art begünstigen.
Der erstmalige Fund der Stechmückenart Anopheles hyrcanus in Deutschland deutet Forschern zufolge auf eine Ausbreitung nach Norden als Folge der Klimaerwärmung hin.


Eine bislang nicht in Deutschland vorkommende Stechmückenart haben Experten jetzt im Osten Brandenburgs nachgewiesen. Der Fund der Stechmückenart Anopheles hyrcanus deutet Forschern zufolge auf eine Ausbreitung nach Norden als Folge der Klimaerwärmung hin. Es handelt sich um einen weiteren Fund einer "exotischen" Steckmücke nach der asiatische Tigermücke. Diese wird auch in Franken zunehmend gesichtet und stellt eine Gefahr dar, da sie gefährliche Krankheitserreger übertragen kann. Experten warnen zusätzlich vor der Ausbreitung von Krankheiten wie dem West-Nil-Virus, die durch Stechmücken übertragen werden.

Die jetzt in Brandburg entdeckt Moskito-Art ist wärmeliebend und stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum. Dort ist sie in Ländern wie Italien, Griechenland, Spanien und der Türkei verbreitet. Laut Helge Kampen vom Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) ist der Fund in Brandenburg "der nördlichste Nachweis dieser Art weltweit". Dies verdeutliche, wie sehr sich das Verbreitungsgebiet durch die steigenden Temperaturen nach Norden verschoben hat, sagte der Wissenschaftler der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Anopheles hyrcanus in Brandenburg entdeckt: Neue Mückenart breitet sich aus

Anopheles hyrcanus ist auch in Asien bekannt und wurde bisher in Ländern wie China, Indien, Südkorea und Japan dokumentiert. In Europa wurde die Art vor allem in Feuchtgebieten entlang des Mittelmeerraums gefunden, wo die klimatischen Bedingungen ideal sind. In jüngerer Zeit wurde sie auch in südlichen Teilen Polens nachgewiesen, was bereits auf eine schrittweise Ausbreitung hinwies.  

Der Fund in Brandenburg markiert nun einen neuen Ausbreitungspunkt, der Wissenschaftler überrascht hat. Doreen Werner vom Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (Zalf) in Müncheberg erklärte hierzu: "Wir hätten nicht erwartet, dass sich diese Art so schnell und so weit nach Norden ausbreiten würde". Werner und ihr Team hatten an zwei Orten in Überschwemmungsgebieten der Oder insgesamt 62 Exemplare der Art Anopheles hycranus entdeckt. Der genetische Nachweis kam vom Friedrich-Loeffler-Institut und Helge Kampen.

Die Exemplare der Stechmückenart wurden von August bis September 2024 entdeckt. 59 Mücken wurden bei Quappendorf gefunden, drei weitere in der Nähe des rund 25 Kilometer entfernten Zeschdorf im Oderbruch (Landkreis Märkisch-Oderland). Das Team um die Biologin Werner hatte dort Fallen aufgestellt. Helge Kampen: "Wenn man dieses Jahr noch mal an gleicher Stelle Fallen aufstellen würde, bin ich sicher, dass man erneut Exemplare dieser Spezies fangen könnte."

Erster Nachweis der Anopheles-Mücke in Deutschland

Die Stechmückenart gehört zur Gattung der Anopheles-Mücken, die bekannt dafür ist, als Vektor für die Übertragung von Malaria zu dienen. Laut "Parasites & Vectors" ist die Mücke tag- und nachtaktiv und zeichnet sich durch ihre Fähigkeit aus, sich an unterschiedliche klimatische Bedingungen anzupassen. Sie wird vor allem in ländlichen Gebieten gefunden und ist bekannt dafür, Krankheiten durch Blutmahlzeiten bei Menschen und Tieren zu übertragen. In Europa spiele sie bisher eine untergeordnete Rolle als Krankheitsüberträger, da Malaria in den meisten Regionen ausgerottet ist. Das Fachjournal Parasites & Vectors konzentriert sich auf die Erforschung von Parasiten, deren Übertragung sowie den Vektoren (wie Insekten oder anderen Organismen, die Krankheiten übertragen) konzentriert.

Die Lebensräume der Mücke sind typischerweise Feuchtgebiete, insbesondere solche mit stehenden oder langsam fließenden Gewässern. Dazu zählen Reisfelder, Sümpfe und Überschwemmungsgebiete, in denen sich die Larven entwickeln können. Die Region entlang der Oder bietet mit ihren regelmäßig überfluteten Flächen ideale Bedingungen. Helge Kampen betont, dass die Kombination aus höheren Temperaturen und "den spezifischen Lebensräumen entlang der Oder die Etablierung dieser Art ermöglicht hat."

Kampen ("Man kann davon ausgehen, dass der Mensch die Mücke verschleppt hat") unterstreicht die Bedeutung des Klimawandels für die Ausbreitung dieser Art: "Die steigenden Durchschnittstemperaturen und die Verlängerung der Vegetationsperioden begünstigen wärmeliebende Arten wie Anopheles hyrcanus. Dieser Fund ist ein weiteres Signal dafür, dass der Klimawandel nicht nur ökologische, sondern auch gesundheitliche Risiken birgt." 

"Bedeutende Rolle bei der Übertragung von Malaria"

Die gesundheitliche Relevanz von Anopheles hyrcanus ist ebenfalls ein zentraler Aspekt der Forschung. In Asien und Südeuropa ist bekannt, dass diese Mücke als Vektor für Malaria dient. In Deutschland ist dies bislang nicht der Fall, doch die bloße Anwesenheit dieser Art erhöht das Risiko, dass eingeführte Infektionen sich lokal ausbreiten könnten. "Die Mücke selbst ist nicht automatisch gefährlich, aber sie schafft potenziell die Grundlage für Krankheitsübertragungen, wenn die Bedingungen stimmen", so Doreen Werner. Daher sei es entscheidend, die Verbreitung dieser Art kontinuierlich zu überwachen. Die wissenschaftliche Literatur zeige, dass diese Mückenart in ihrer ursprünglichen Heimat "eine bedeutende Rolle bei der Übertragung von Malaria spielt", hält auch Parasites & Vectors fest.

Geniales Gadget auf Amazon ansehen: Teleskop-Insektenschutzgitter - das Fliegengitter mit vormontierten Rahmen*

Die Ausbreitung von Anopheles hyrcanus nach Brandenburg ist Teil eines größeren Trends, bei dem wärmeliebende Insektenarten zunehmend in nördlicher gelegenen Regionen Europas nachgewiesen werden. Neben dieser Art haben sich in Deutschland auch andere invasive Arten wie die Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus) und die Asiatische Buschmücke (Aedes japonicus) etabliert. Bei der Sichtung der Tigermücke ist übrigens schnelles Handeln angesagt, da sie als invasiver Schädling gilt. Gartenbesitzer können vorbeugend handeln, etwa durch das Trockenlegen von Wasseransammlungen

Grundsätzlich wird die Entwicklung als direkte Folge des Klimawandels interpretiert. Die Kombination aus Klimawandel, globaler Mobilität und veränderten ökologischen Bedingungen könnte dazu führen, dass sich invasive Arten wie diese zunehmend in Mitteleuropa etablieren. Besonders herausfordernd ist die Zunahme von Überflutungsmücken, die durch veränderte Klimabedingungen begünstigt wird.

Schon gewusst? Bestimmte Pflanzen und Duftstoffe helfen dabei, Mücken auf natürliche Weise fernzuhalten, während elektronische Stichheiler eine effektive Behandlung von Stichen bieten können. Hier geht es zum Original-Stichheiler 'bite away two' auf Amazon*. sl/dpa

Dieser Artikel enthält Angebote und wie wir künstliche Intelligenz einsetzen