«Stahlgipfel» beim Bundeskanzler - darum ging es
Autor: Helge Toben und Andreas Hoenig, dpa
, Donnerstag, 06. November 2025
Was ist nötig, damit Deutschlands Stahlindustrie aus der schweren Krise kommt? Bei einem «Stahlgipfel» im Kanzleramt waren sich Politik, Unternehmen und Arbeitnehmer sehr einig.
Die deutsche Stahlindustrie ist laut Bundeskanzler Merz in einer «existenzbedrohenden Krise» - ein «Stahlgipfel» im Kanzleramt soll helfen: Was kann die Politik tun, damit die Unternehmen auch in Zukunft in Deutschland mit Stahl Geld verdienen können? Wie kann die Stahlproduktion gleichzeitig klimafreundlicher werden? Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hatte dazu die Ministerpräsidenten der Bundesländer mit Stahlindustrie, Vertreter von Unternehmen und Arbeitnehmern sowie Kabinettskollegen zu einem Austausch darüber eingeladen.
Wie lief der «Stahlgipfel» ab?
Die Besetzung zeigt, wie wichtig die Bundesregierung den «Stahlgipfel» nahm: Neben Merz waren auch Vizekanzler und Finanzminister Lars Klingbeil (SPD), Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) sowie Arbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) dabei. Mehr als zwei Stunden - und damit länger als geplant - sprachen die Politikerinnen und Politiker aus Bund und Ländern mit Vertretern von Unternehmen, Arbeitnehmern und der Gewerkschaft IG Metall.
Was kam beim Stahlgipfel raus?
Laut Bundeskanzler Merz eine große Einigkeit darüber, was zu tun ist. Der Kanzler ging nach dem Treffen auf drei Bereiche näher ein: So brauche die Stahlindustrie einen wirksamen Außenhandelsschutz unter anderem wegen umgeleiteter Warenströme aus China, die wegen der US-Zölle die Märkte überschwemmen. Nötig sei auch eine Senkung der Energiepreise. Er verwies auf die Absicht der Bundesregierung, einen Industriestrompreis einzuführen. Darüber wird aber noch mit Brüssel verhandelt. Man müsse schließlich dafür sorgen, dass bei der Beschaffung europäischer Stahl präferiert werde. «Wir müssen unsere Märkte schützen und unsere Hersteller schützen», so der Kanzler.
Auch andere Teilnehmer zogen eine positive Bilanz und betonten die Übereinstimmungen. IG Metall-Vize Jürgen Kerner sprach beim Thema Strompreisentlastungen von einem «klaren Signal, dass wir mit einer geeinten Stimme in Brüssel auftreten, und zwar nicht nur die Regierung, die Ministerpräsidenten, sondern auch wir als Sozialpartner das mit unterstützen».
Welche Rolle spielt die Stahlindustrie in Deutschland?
Eine zentrale Rolle, weil für sehr viele Produkte Stahl benötigt wird. Dies gilt etwa für den Autobau, die Bauindustrie und den Maschinenbau. Aber auch Haushaltsgeräte kommen nicht ohne aus. Stahl ist nicht gleich Stahl: Die Firmen bieten mehr als 2.500 Stahlsorten an - etwa für Drähte, Bleche, Stangen, Rohre oder Schienen.
Etwa 80.000 Menschen sind direkt in der stahlerzeugenden Branche beschäftigt. Große Firmen sind etwa Thyssenkrupp Steel, Salzgitter, ArcelorMittal, Dillinger und Saarstahl. In der nächsten Stufe der Wertschöpfungskette arbeiten laut Branchenverband Wirtschaftsvereinigung Stahl rund vier Millionen Menschen in sogenannten stahlintensiven Branchen.
Gut 37 Millionen Tonnen Rohstahl wurden 2024 in Deutschland erzeugt. Die Menge lag das dritte Jahr in Folge unter der 40-Millionen-Marke, ab der die Branche von einer Rezession spricht. Der meiste Stahl wird in Duisburg produziert.