Das Deutschlandticket soll bleiben - aber wird es teurer?
Autor: Andreas Hoenig, dpa
, Mittwoch, 06. August 2025
Das Bundeskabinett stellt Weichen, damit der Bund das Deutschlandticket auch 2026 mitfinanziert. Branchenverbände aber sagen, es gibt eine Finanzlücke. Das könnte Folgen haben.
Beim Deutschlandticket droht wegen einer Finanzlücke im kommenden Jahr erneut eine Preiserhöhung. Zwar brachte das Bundeskabinett am Mittwoch eine Gesetzesänderung auf den Weg, damit sich der Bund auch 2026 mit 1,5 Milliarden Euro an der Finanzierung des Tickets beteiligt. Unklar bleibt aber, wie erwartete Mehrkosten von Bund und Ländern ausgeglichen werden sollen. Die 1,5 Milliarden Euro Bundesmittel reichten nicht aus, um den Preis des Deutschlandtickets im Jahr 2026 stabil zu halten, sagte NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne).
«Die quälenden Finanzierungsdebatten zum Deutschlandticket müssen beendet werden», sagte Krischer. Auch der Deutsche Städtetag warnte vor einer Hängepartie. Alexander Möller, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), sagte: «Bund und Länder müssen darauf achten, dass die Diskussionen um die auskömmliche Finanzierung nicht aus Versehen zum Ende des Deutschlandtickets führen.»
Kabinett bringt Gesetzespläne auf den Weg
Das Bundeskabinett beschloss einen Gesetzentwurf zur Änderung des Regionalisierungsgesetzes. Bisher geben Bund und Länder einen Zuschuss von jeweils 1,5 Milliarden Euro für das Ticket, um Einnahmeausfälle bei Verkehrsbetrieben auszugleichen. Denn die meisten üblichen Pendler-Abos waren zuvor deutlich teurer. Festgeschrieben ist die Finanzierung im Regionalisierungsgesetz aber nur noch für 2025. Die Gesetzesänderung zielt darauf, dass der Bund das Ticket auch im kommenden Jahr mit 1,5 Milliarden Euro unterstützt, die Länder sollen ebenfalls insgesamt 1,5 Milliarden geben.
Ein Sprecher von Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) nannte den Gesetzentwurf einen wichtigen Baustein, um die im Koalitionsvertrag verankerte Fortsetzung des Deutschlandtickets über das Jahr 2025 hinaus zu erreichen. Das Ticket gibt es seit Mai 2023. Es wird nach Branchenangaben von rund 14 Millionen Menschen genutzt und ermöglicht bundesweit Fahrten im öffentlichen Regional- und Nahverkehr. Zu Jahresbeginn war der Preis um rund 18 Prozent von 49 Euro auf 58 Euro im Monat angehoben worden.
Bund und Länder verhandeln
Knackpunkt bei Verhandlungen zwischen Bund und Ländern ist die Frage, wie erwartete Mehrkosten für die Verkehrsunternehmen ausgeglichen werden sollen - über die 3 Milliarden Euro hinaus, die Bund und Länder bereitstellen. Branchenverbände wie der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen sowie der Städtetag sprechen von einer absehbaren Finanzierungslücke.
Schon im vergangenen Jahr habe beim Ticket der Gesamtverlust bei rund 3,5 Milliarden Euro gelegen und damit deutlich über den 3 Milliarden, die Bund und Länder jährlich gemeinsam finanzieren, sagte Möller. «Das Ticket ist Stand jetzt auch ab 2026 unterfinanziert.» Christian Schuchardt, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetags, sagte der Funke-Mediengruppe. «Wenn das Regionalisierungsgesetz vom Bund und damit die Finanzierung des Deutschlandtickets so bleiben, stehen uns wieder Wochen und Monate des Bangens ins Haus.»
Sowohl der Bund als auch viele Länder verweisen auf eine angespannte Haushaltslage. Viele Länder fordern, der Bund solle die Mehrkosten alleine übernehmen, das lehnt dieser ab. Verhandelt wird auch darüber, ob es ab 2026 zu einem dauerhaften Preismechanismus kommt - der nach bestimmten Kriterien jährliche, moderate Preissteigerungen des Tickets für Nutzer vorsieht.