Breite Kritik an Merz' Bürgergeld-Sparplan
Autor: dpa
, Montag, 14. Juli 2025
Fast 52 Milliarden Euro plant die Sozialministerin dieses Jahr fürs Bürgergeld ein. Der Kanzler sagt: «Geringere Sätze sind möglich», doch die SPD blockt. Steht neuer Koalitionskrach bevor?
Beim Bürgergeld steuert die Koalition auf ihren nächsten möglichen großen Konflikt zu. Strittig ist, ob direkt bei den Leistungen für die Bezieherinnen und Beziehern spürbar gekürzt werden soll - etwa bei den Wohnkosten. Die SPD im Bundestag lehnte solche Sparvorschläge von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) vom Wochenende als «wenig ausgegoren» ab. CSU-Chef Markus Söder bezeichnete die anstehenden Sozialreformen in München als eine Herausforderung für Union und SPD.
Merz hatte im ARD-«Sommerinterview» gesagt, eine Deckelung bei den Mietkosten und eine Überprüfung der zugestandenen Wohnungsgröße seien denkbar. «Pauschalierung ist möglich, geringere Sätze sind möglich.» Das stehe auf dem Prüfstand der Koalition. Breite Kritik an Merz von Gewerkschaften und Sozialverbänden folgte.
Die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion, Dagmar Schmidt, entgegnete: «Leistungskürzungen wird es mit uns nicht geben.» Schon heute seien die Wohnungsgrößen für Menschen im Bürgergeld begrenzt. «Und Wohnungen für Normalverdiener werden nicht günstiger, indem man Bürgergeldempfängern die Unterstützung streicht.»
Mehr Obdachlose wegen teurer Mieten?
Die SPD-Sozialpolitikerin sagte: «Statt das Problem teuren Wohnraums durch mehr Obdachlosigkeit zu lösen, gilt es, ausufernde Mieten mit der Mietpreisbremse zu begrenzen und in bezahlbaren Wohnraum zu investieren – wie von der Koalition bereits auf Druck der SPD beschlossen.»
Konkret hatte Merz angekündigt, Spannungen abbauen zu wollen, die dadurch entstünden, dass Bürgergeld-Beziehenden mehr Miete gezahlt werde als sich «eine normale Arbeitnehmerfamilie» leisten könne. «Sie haben in den Großstädten heute teilweise bis zu 20 Euro pro Quadratmeter, die Sie vom Sozialamt oder von der Bundesagentur bekommen für Miete, und wenn Sie das mal hochrechnen, das sind bei 100 Quadratmetern schon 2.000 Euro im Monat.»
Kritik von Verbänden an Merz
DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe: «Wer Mietkosten beim Bürgergeld deckeln oder pauschalieren will, muss auch sagen, wie er das Problem der fehlenden Wohnungen lösen will.» Sonst drohten Wohnungslosigkeit und Armut. Die Präsidentin des Deutschen Mieterbunds, Melanie Weber-Moritz, mahnte, denjenigen die Gelder zu kürzen, die auf dem aus dem Ruder geratenen Mietwohnungsmarkt ohne staatliche Hilfe keine Bleibe finden, «ist keine Lösung».
Die Präsidentin des Sozialverbands VdK, Verena Bentele, kritisierte: «Die Ankündigung von Bundeskanzler Friedrich Merz, bei den Wohnkosten kräftig sparen zu wollen, entbehrt jeder Grundlage.» Die Lage für viele sei katastrophal. Linken-Chefin Ines Schwerdtner warnte, schärfere Regeln bei Wohnkostenzuschüssen würden die Bürokratie nur ausweiten. Verantwortung für hohe Kosten trügen die «Unternehmen, die sich dann das Geld einsacken».