SPD schließt Haushaltsbeschluss vor Jahresende aus
Autor: Theresa Münch und Michael Fischer, dpa
, Donnerstag, 07. Dezember 2023
SPD und Grüne wollten es eigentlich unbedingt. Jetzt gesteht die Kanzler-Fraktion: Aus ihrer Sicht kann der Haushalt 2024 nicht vor Jahresende beschlossen werden. Ist der Druck damit weg?
Es ist ein neuer heftiger Rückschlag für Kanzler Olaf Scholz und seine Bundesregierung: Offenbar schaffen sie es nicht, den Haushalt für 2024 noch vor Jahresende unter Dach und Fach zu bringen. Die SPD-Fraktionsspitze hält einen Bundestagsbeschluss in diesem Jahr nicht mehr für möglich. «Obwohl wir von unserer Seite alles dafür getan haben, kann der Haushalt für das Jahr 2024 nicht mehr rechtzeitig in diesem Jahr beschloßen werden», schrieb die parlamentarische Geschäftsführerin der größten Koalitionsfraktion, Katja Mast, in einer mit Fraktionschef Rolf Mützenich abgestimmten SMS an ihre Fraktion.
Damit hat die Ampel-Regierung ein Ziel gerissen, das sie selbst ausgegeben hat: «Schön wäre, Ziel wäre, wunderbar wäre, es in diesem Jahr zu schaffen», hatte Regierungssprecher Steffen Hebestreit Ende November gesagt. Die Union kritisierte, Scholz habe die Kontrolle über seine Regierung verloren. «Vom Chemiekonzern über den Häuslebauer bis zum Handwerker oder Bürgergeld-Empfänger: Die Verunsicherung im Land wird jeden Tag größer», sagte Fraktionsvize Jens Spahn der «Rheinischen Post».
Finanzminister Christian Lindner ließ am Rande des EU-Finanzministertreffens in Brüssel durchblicken, die FDP habe sich mehr Zeit lassen wollen. «Ich habe wahrgenommen, dass die Koalitionspartner sehr ehrgeizige Zeitpläne hatten», sagte er.
Ampel-Chefverhandler finden keine Lösung
Doch nichts geht ohne eine politische Einigung zur Lösung der Haushaltskrise. Die Chefverhandler Scholz (SPD), Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) und Lindner (FDP) ringen aber noch immer darum, wie ein 17 Milliarden Euro großes Loch im Etat für 2024 gestopft werden kann. Es entstand unter anderem durch das Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts.
Das höchste deutsche Gericht hatte eine Umschichtung im Haushalt für nichtig erklärt. Dadurch fehlen 60 Milliarden Euro, die über vier Jahre für Klimaschutz-Vorhaben und die Modernisierung der Wirtschaft eingeplant waren. Was mit diesen Ausgaben wird, ist noch völlig offen. Doch der Richterspruch wirkte sich zusätzlich auch auf andere kreditfinanzierte Sondertöpfe und damit auf Umwegen auf den Kernhaushalt aus.
Eigentlich hätte der Bundestag den Etat für 2024 schon in der vergangenen Woche beschließen sollen. Doch nach dem Urteil fror die Ampel den Prozess ein. Seitdem beraten Scholz, Lindner und Habeck, wie sie das Milliarden-Loch stopfen. Der Kanzler sei «zuversichtlich, dass in den kommenden Tagen ein Ergebnis erzielt werden kann», schrieb Mast in der SMS, über die zuerst die «Bild»-Zeitung berichtete.
Wie es weitergehen könnte
Die politische Einigung käme aber wohl nicht mehr rechtzeitig, um alle parlamentarischen Instanzen vor Weihnachten zu durchlaufen. Denn die Bundestagsabgeordneten brauchen Zeit, um die Vorschläge der Ampel zu beraten. Vor allem die Opposition dürfte darauf bestehen. Hier stärkt ihr das Verfassungsgericht den Rücken. Erst im Sommer hatten die Karlsruher Richter nämlich entschieden, dass Gesetze nicht im Eilverfahren durchs Parlament gepeitscht werden dürfen.