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Deshalb drohen Banken jetzt vielen Kunden mit der Kündigung - wen trifft es vor allem?


Autor: Redaktion

Deutschland, Dienstag, 19. April 2022

Immer mehr Banken kündigen Kunden mit hohen Guthaben. Was es damit auf sich hat und warum vielleicht auch bald Kleinsparer betroffen sein könnten, erfährst du hier.
Immer mehr Banken erheben Negativzinsen - und drohen ihren Kunden mit Konto-Kündigungen, wenn sie diese nicht akzeptieren. (Symbolbild)


  • Sparkasse, Postbank, ING: Banken kündigen Kunden das Konto
  • Grund ist die fehlende Zustimmung zu Negativzinsen
  • Künftig könnten auch Kleinsparer von den Kündigungen betroffen sein
  • Verbraucherschützer warnen vor riskanten Anlage-Alternativen

Die Stadtsparkasse Düsseldorf machte es vor, nun ziehen andere Banken nach. Immer mehr Kreditinstitute kündigen Kunden das Konto, wenn diese nicht bereit sind, bestimmtem Geschäftsbedingungen zuzustimmen. Konkret geht es dabei um Negativzinsen, auch "Strafzinsen" oder "Verwahrentgelte" genannt. Diese müssen Kunden bei hohen Einlagen zahlen. Sind die Kunden nicht bereit, die Bedingungen der Bank zu den Negativzinsen zu akzeptieren, können die Kreditinstitute die Geschäftsbeziehung aufkündigen.

Negativzinsen bei Sparkasse, Postbank und Co: Diese Banken drohen mit Kündigung

So hat es nun unter anderem die Postbank getan, wie die Tagesschau berichtet. Sie hat Kunden mit einem Guthaben von über 50.000 Euro das Konto gekündigt, wenn diese den Negativzinsen nicht zugestimmt haben. Ein Sprecher der Deutschen Bank, zu der die Postbank gehört, betonte allerdings, dass es sich um Einzelfälle handelt - eine konkrete Zahl wollte er jedoch nicht nennen.

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Sparkassen und Postbank dürften nicht mehr lange die einzigen Banken bleiben, die diesen Schritt gehen. Die Direktbank ING hat bereits angekündigt, dass auch sie dazu bereit ist, Kunden zu kündigen, die die Verwahrentgelte ablehnen. Ein Sprecher sagte gegenüber der Tagesschau, dass es sich um eine niedrige vierstellige Zahl von Kunden handelt, der im April die Kündigung zugestellt wird. Andere Kreditinstitute, wie die Commerzbank oder die Berliner Sparkasse wollen von Konto-Kündigungen vorerst absehen. Sie hoffen, doch noch eine einvernehmliche Lösung mit den betroffenen Kunden zu finden.

Zahlen zeigen: Immer mehr Banken erheben Negativzinsen

Wie Handelsblatt und Tagesschau unter Berufung auf das Vergleichsportal Verivox berichten, erheben inzwischen mindestens 449 Banken Negativzinsen auf Tagesgeld- und Girokonten. Das Portal wertet über einen längeren Zeitraum die Konditionen von rund 1300 Kreditinstituten aus. Die Auswertung zeigt auch: Die Anzahl der Banken, die Verwahrentgelte verlangen, ist innerhalb eines Jahres deutlich gestiegen. Vor gut einem Jahr nämlich waren es nur 281 Banken, die die Strafzinsen kassieren wollten, Ende 2021 dann schon 423.

Gleichzeitig gibt es eine zunehmende Tendenz zur Absenkung der Freibeträge - der Beträge, auf die noch keine Negativzinsen erhoben werden. Zu diesem Ergebnis kommt auch das Verbraucherportal Biallo.de. Dort wurden sogar 572 Geldinstitute registriert, die inzwischen Strafzinsen verlangen.

Droht bald auch Kleinsparern die Konto-Kündigung?

Doch wie kommt es überhaupt zu diesem Trend? Banken erheben Strafzinsen, weil sie Kunden davon abhalten wollen, größere Mengen Geld anzulegen. Das wiederum tun sie, weil sie selbst auch negative Zinsen zahlen müssen, wenn sie Geld bei der EZB, der Europäischen Zentralbank, anlegen. Aus diesem Grund haben auch bereits mehrere Banken angekündigt, dass sie die Strafzinsen wieder einstellen wollen, sobald die EZB die Negativzinspolitik beendet. Bank-Experten gehen davon aus, dass sich die Lage sogar bald schon wieder entspannen könnte.

Trotz der Aussicht auf Besserung: Vorerst droht auch für vielen Kleinsparern noch die Kündigung, wenn sie den Bedingungen ihrer Bank nicht zustimmen. Bei vielen Banken haben offenbar erst 70 Prozent der Kunden die neuen Geschäftsbedingungen akzeptiert. Die Kreditinstitute sind deshalb gerade dabei, die restlichen 30 Prozent "abzuarbeiten". Finanz-Experten rechnen damit, dass Banken erst dann Kündigungen aussprechen, wenn sie die Zustimmung von 85 bis 95 Prozent ihrer Kunden erreicht haben. Mit einer großen Kündigungswelle wird aktuell aber nicht gerechnet.

Verbraucherschützer warnen: Nicht auf riskante Alternativen ausweichen

Verbraucherschützer warnen aktuell trotzdem davor, aufgrund der drohenden Negativzinsen vorschnell auf teurere und riskantere Anlage-Alternativen auszuweichen. Oftmals seien die Produkte nicht bedarfsgerecht und außerdem noch unrentabel, sagte etwa Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg der Tagesschau. Viele Banken würden die Negativzinsen als "Drohkulisse" nutzen, um ihren Kunden Anlageprodukte wie Mischfonds oder private Rentenversicherungen zu verkaufen, für die sie selbst hohe Provisionen kassieren. 

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