Zeit für Haushalteinigung wird knapp: Mögliche Szenarien
Autor: Theresa Münch, dpa
, Dienstag, 05. Dezember 2023
Auf höchster Chefebene ringt die Ampel um den Haushalt für das kommende Jahr. Hält die Schuldenbremse? Werden Großprojekte gestrichen? Wahrscheinlich müssen alle Partner bittere Pillen schlucken.
Mit jeder Stunde ohne Einigung wächst der Druck auf die Spitzen der Ampel-Regierung, das Milliardenloch im Haushalt zu stopfen. Will sie den Etat für das kommende Jahr beschließen, muss in den nächsten Stunden eine Lösung her.
Kanzler Olaf Scholz (SPD), Finanzminister Christian Lindner (FDP) und Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) täten alles dafür, «dass wir den Haushalt 2024 baldmöglichst beschließen können», sagte Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne). Ob es bis zur Sitzung des Kabinetts Eckdaten geben wird, ließ sie aber offen.
Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vor drei Wochen fehlen im Bundeshaushalt für das kommende Jahr laut Lindner rund 17 Milliarden Euro. Das höchste deutsche Gericht hatte die Umschichtung von 60 Milliarden Euro für nichtig erklärt. Das Geld war als Corona-Kredit bewilligt worden, sollte aber später für Investitionen in Klimaschutz und die Modernisierung der Wirtschaft genutzt werden. Außerdem entschieden die Richter, dass sich der Bund in Notlagen bewilligte Kredite nicht für spätere Jahre zurücklegen darf.
Seitdem ringen die Koalitionspartner von SPD, Grünen und FDP um den Haushalt für 2024. Wofür kann noch Geld ausgegeben werden? Wo wird gekürzt? Oder kann man das Problem mit neuen Krediten lösen? In der Wirtschaft und bei Sozialverbänden herrscht große Unsicherheit was aus Förderprogrammen und versprochenen Mitteln wird.
Baerbock mahnte: «In einer Zeit, wo die Krisen übereinander einbrechen, müssen wir als starke Demokratien zeigen, dass wir auch in Krisenzeiten maximal handlungsfähig sind.» Aktuell scheint von Durchbruch bis zu veritabler Regierungskrise noch alles möglich. Denkbare Szenarien:
Einigung auf Sparkurs
FDP-Chef Lindner möchte das Geld durch einen strikten Sparkurs zusammenkratzen. Er nennt drei Kostenblöcke: Soziales unter anderem mit dem Bürgergeld, internationale Finanzhilfen sowie nicht näher spezifizierte Förderprogramme. Die geplante Bürgergeld-Erhöhung müsse angesichts der Inflationsentwicklung überdacht werden, meint die FDP.
Dieser Forderungen erteilte Sozialminister Hubertus Heil eine Absage. Es sei «moralisch unverantwortlich und mit der Verfassung nicht vereinbar», den Betroffenen eine Anpassung der Regelsätze zu verwehren, erklärte der SPD-Politiker. Auch Regierungssprecher Steffen Hebestreit sagte: «Ich wüsste nicht, dass es innerhalb der Bundesregierung Pläne gibt, an der gesetzlichen Grundlage etwas zu verändern.»