Solar-Ausbau bis 2030: Die Hälfte ist geschafft
Autor: Christof Rührmair und Alexander Sturm, dpa
, Freitag, 04. Juli 2025
Millionen Anlagen auf Dächern und Feldern produzieren Sonnenstrom für Verbraucher. Doch das Wachstum verliert an Schwung und am Markt dominiert China, während hiesige Firmen in die Pleite rutschen.
Die erste Hälfte ist geschafft, die zweite könnte schwer werden: Der im Erneuerbare-Energien-Gesetz festgelegte Ausbau der Solarenergie liegt zwar gut im Plan, doch ob der Boom anhält, ist noch nicht ausgemacht, warnt der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW-Solar). Ihm zufolge sind inzwischen etwa 107,5 Gigawatt an Leistung installiert, bis 2030 sollen es 215 Gigawatt werden.
Bei Privathaushalten und Unternehmen wird Strom aus Sonnenenergie vom eigenen Dach immer beliebter - etwa für den täglichen Bedarf beim Kochen, Waschen und Heizen oder das Laden von Elektroautos. Die mittlerweile knapp 5,3 Millionen Photovoltaikanlagen auf Dächern, Balkonen, Freiflächen über Parkplätzen und teilweise sogar auf Gewässern decken nach Einschätzung des Verbands aktuell rund 15 Prozent des deutschen Strombedarfs.
Rekord bei der Stromeinspeisung
2024 wurden laut Statistischem Bundesamt mit dem Betrieb von Photovoltaikanlagen rund 59,5 Millionen Megawattstunden Strom ins Netz eingespeist. Das waren damals 13,8 Prozent der inländischen Stromproduktion - ein Rekord. Die Zahl wächst von Jahr zu Jahr: 2023 hatte Photovoltaik noch 12 Prozent an der gesamten Stromeinspeisung ausgemacht. Balkonkraftwerke sind dabei nicht eingerechnet, bei der Stromeinspeisung spielen sie allerdings ohnehin nur eine winzige Rolle.
«In den letzten 25 Jahren hat sich die Photovoltaik von einer teuren Satellitentechnik zur preiswertesten Stromerzeugungsform auf Erden entwickelt», sagt BSW-Solar-Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig. Doch trotz der aktuellen Erfolgsmeldung ist er besorgt: Zuletzt habe sich der Ausbau der Solarstromerzeugung verlangsamt. Daher sieht sein Verband das Ziel für 2030 gefährdet und warnt davor, das Tempo zu drosseln.
Ausbau stockt - «Kein Selbstläufer»
«Der Strombedarf wächst und die Solarisierung von Dächern, Fassaden und Freiflächen darf nicht nachlassen. Die Hälfte des Weges ist geschafft, doch die nächste Etappe ist kein Selbstläufer», sagt Körnig. In seinen Augen führt an einem stärkeren Ausbau von Photovoltaik und Speichern kein Weg vorbei. «Die aktuelle Hitzewelle und zunehmende Klimafolgeschäden verdeutlichen dies schmerzhaft.»
Insbesondere der Ausbau von Speichern steht für den Verband im Vordergrund, «um das volle Photovoltaik-Potenzial systemdienlich zu entfalten». Derzeit seien in Deutschland rund zwei Millionen Batteriespeicher mit einer Gesamtkapazität von rund 20 Gigawattstunden in Betrieb. Bis 2030 brauche es jedoch eine Speicherkapazität von rund 100 bis 150 Gigawattstunden. Um hier voranzukommen, müsse die im Koalitionsvertrag vorgesehene baurechtliche Privilegierung von Batterienspeichern schnell kommen.
Die meisten Anlagen kommen aus China
Wichtigstes Herkunftsland für Photovoltaikanlagen in Deutschland bleibt unangefochten China: Fast 86 Prozent der nach Deutschland importierten Anlagen kamen laut Statistischem Bundesamt 2024 aus der Volksrepublik, die mit preiswerten Modellen den Weltmarkt dominiert.