Gedenken an Widerstand vom 20. Juli 1944
Autor: dpa
, Sonntag, 20. Juli 2025
Am 81. Jahrestag des Hitler-Attentats rücken Redner aus Politik und Kultur die Bedeutung von Erinnerung und Verantwortung in den Fokus. Dabei gibt es auch besorgte Blicke auf die Gegenwart.
Zum 81. Jahrestag des gescheiterten Attentats auf Adolf Hitler haben Spitzenvertreter aus Politik und Gesellschaft dazu aufgerufen, einer möglichen Schwächung von Recht und Demokratie entgegenzutreten und die Erinnerung an die Verbrechen der Nationalsozialisten wachzuhalten.
«Dieser 20. Juli wurde zum Symbol für Widerstand gegen Unrecht, für Gerechtigkeit und Gewissen, für ein besseres Deutschland», sagte Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) bei einem öffentlichen Gelöbnis von rund 250 Bundeswehrrekruten im Bendlerblock, dem Sitz des Bundesverteidigungsministeriums in Berlin. Der 20. Juli stehe nicht für das Scheitern, sondern für den Aufbruch.
Im Hof des Bendlerblocks waren Hitler-Attentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg und drei weitere Beteiligte noch am Abend des Umsturzversuches am 20. Juli 1944 erschossen worden.
Kanzler-Sohn warnt vor Geschichtsvergessenheit
Schauspieler und Autor Matthias Brandt, der Sohn des früheren Bundeskanzlers Willy Brandt, warnte zuvor in der Hauptrede bei der zentralen Feierstunde in der Gedenkstätte Plötzensee vor wachsender Geschichtsvergessenheit.
«Wir erleben heute wieder, es zeigt sich auch in Wahlergebnissen, wie das Gift von Hass, Rassismus und Ausgrenzung einsickert und sich bemerkbar macht in einer Verrohung des Umgangs, nicht zuletzt sprachlicher Natur, durch Gewalt und bewusstes Kokettieren mit Sprachbildern der NS-Propaganda», sagte der Sohn des früheren Bundeskanzlers Willy Brandt (SPD).
Menschen seien auf einmal wieder «Fremdkörper», «nicht zugehörig», sollten «entfernt» werden. «Das alles unter Berufung auf eine zu schützende angebliche biologische oder ethnische Basis deutscher Identität. Was ist das anderes als Geschichtsvergessenheit?», sagte Brandt. Seine Mutter habe ihm beigebracht, dass man sich entscheiden müsse. «Dass Nichtstun ebenfalls eine Entscheidung ist – wie oft geht mir das in letzter Zeit durch den Kopf – nämlich eine Entscheidung für das Wegschauen, für das Geschehenlassen.»
Willy Brandt floh vor den Nazis nach Norwegen
Brandts Vater war 1933 aus Nazi-Deutschland geflohen, um sich vor Verfolgung zu schützen. Von Norwegen aus arbeitete der als Herbert Ernst Karl Frahm geborene junge Mann dann unter dem Decknamen Willy Brandt gegen das Nazi-Regime.