Scorpions touren mit umgetextetem "Wind of Change": Friedensversprechen durch Krieg "zerbrochen"
Autor: Agentur dpa
Hannover, Samstag, 08. April 2023
Der berühmte Hit der Scorpions "Wind of Change" war für Sänger Klaus Meine eigentlich ein Friedensversprechen zwischen Ost und West. Durch den Krieg sei das zerbrochen, weshalb die Band jetzt mit einem umgeschriebenen Text auf Tour geht.
Das Ende des Lieds "Wind Of Change" kam mit brutaler Konsequenz. Dreißig Jahre lang schallte die Scorpions-Ballade durch Konzerthallen auch in Moskau, St. Petersburg und Sibirien. Dann marschierte Russland am 24. Februar 2022 in die Ukraine ein. Die musikgewordene Friedensbotschaft war vom Winde verweht. Die Scorpions sagten geplante Konzerte in Russland ab, schrieben das Lied um und stellen es dem Publikum auf Tour vor.
"Ich sehe nicht, dass wir noch einmal in Russland auftreten werden", sagt Scorpions-Sänger Klaus Meine im Gespräch der Deutschen Presse-Agentur. "Keinesfalls in absehbarer Zeit. Das ist traurig. Aber man muss aus der Realität seine Schlüsse ziehen."
Scorpions nachdenklich über Hit "Wind Of Change": einige Zeilen umgeschrieben
Für Meine war "Wind Of Change" auch ein Friedensversprechen zwischen Ost und West. "Mit dem schrecklichen Krieg ist es zerbrochen." Seine Gedanken sind bei der Ukraine. "Wenn der Krieg zu Ende ist, werden wir hoffentlich auf dem Maidan in Kiew ein Friedenskonzert geben."
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"Wind Of Change" drückt die Freiheitssehnsucht vor fast 35 Jahren in Ost und West aus. Für viele ist der fünf Minuten und zehn Sekunden lange Song die Hymne der Zeitenwende von 1989. Einige Zeilen hat Meine verändert. "Nach Beginn dieses durch nichts zu rechtfertigenden Krieges haben wir uns gefragt, ob wir das Lied noch spielen können. Jetzt zeigt es unsere Solidarität zur Ukraine, statt wie früher Russland zu romantisieren." Statt "I follow the Moskva down to Gorky Park" heißt es nun "Now listen to my heart, it says Ukrainia".
Meine war bei der Bundeswehr, 18 Monate lang bei Panzergrenadieren, 1968/69 in Schwanewede. "Ich bereue nicht, das durchgezogen zu haben, es war der Split zwischen meiner Lehre zum Dekorateur und dem Leben als Musiker. Viele, die sich über die Bundeswehr lustig gemacht haben, schauen jetzt vielleicht anders darauf." Hat er Angst vor einem Atomkrieg? Meine zögert. "Wir haben alle Angst, dass der Krieg eskaliert", sagt er mit ernstem Unterton. "Das darf uns aber nicht verleiten, in der Unterstützung der Ukraine nachzulassen. Denn was dann kommt, könnte schlimmer sein als das, was jetzt ist."
Internationale Tour macht auch Station in Deutschland
Mit der neuen Platte "Rock Believer" gehen die Scorpions vom 8. April an auf Tour und kommen über Südamerika und Frankreich im Mai nach Deutschland. "Wir freuen uns auf die deutschen Fans und werden bestens warmgespielt eintreffen", sagt Meine. Dass die Platte so bei Fans und Kritikern einschlägt, sei nicht garantiert gewesen. "Wir konnten uns aber wegen der Pandemie Zeit lassen. Viele sind wohl überrascht, was die alten Herren da zusammengebraut haben."
Für Musikexperte Frank Laufenberg ist der Erfolg der Band auch im Fleiß begründet. "Als ich die Scorpions zum ersten Mal traf, kamen sie mit einem alten Bandbus und hatten ein Album, das zwar nicht schlecht war, aber man brach auch nicht zusammen", erzählt der Moderator. "Aber sie waren eine Einheit. Menschen, die ein Ziel hatten - und das fehlt Künstlern, die schnell aufgeben." Die Band sei eigentlich immer falsch eingeschätzt worden. "Das sind gute Musiker, die immer ein Ziel vor Augen hatten. Das haben sie mit unglaublicher Vehemenz verfolgt. Sie haben nie aufgehört, an sich zu glauben."