"Oben ohne" für alle: Göttingen ändert Schwimmbadregeln - mit einer Einschränkung
Autor: Redaktion
Göttingen, Freitag, 29. April 2022
Ab Mai gilt in Göttingen die freie Wahl der Badebekleidung. Allerdings gibt es auch einen Haken an der Regelung.
Jetzt also doch: Göttingen erlaubt seinen Badegästen nach einem Streit oberkörperfrei zu schwimmen. Allerdings mit einer Einschränkung. Die Diskussion entbrannte, als eine Person, die sich selbst nicht als Frau, sondern als diverse Person bezeichnet, ohne Oberkörper-Bedeckung im Hallenbad schwimmen gegangen war. Dafür hatte sie von dem Schwimmbad ein Hausverbot erteilt bekommen, weil sie "gegen die aktuelle Badeordnung verstoßen hatte", wie das Göttinger Tagblatt berichtete.
Anschließend diskutierten politische Vertreterinnen und Vertreter sowie die Betreiberinnen und Betreiber der Bäder, ob und wie die Badeordnung zukünftig verändert werden sollte. Die ersten Vorschläge, die an mehreren Tagen bestimmte Zeitfenster für eine freie Bekleidungswahl vorgesehen hatten, wurden heftig kritisiert.
Badebekleidung "diskriminierungsfrei" gestalten
Eine Vertreterin des Frauenforums Göttingen, Dagmar Freudenberg, forderte "freie Bekleidungswahl, solange die primären Geschlechtsmerkmale verdeckt sind". Nur so sei es möglich, die Badebekleidung "diskriminierungsfrei" zu gestalten, "ganz Sinne des Grundgesetzes".
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Laut einem Sprecher der Göttinger Sport- und Freizeitgesellschaft (GöSF) habe man sich nun auf die Regelung verständigt, den Besucherinnen und Besuchern samstags und sonntags das Tragen einer Oberkörper-Bedeckung freizustellen. Die Gleichstellungsbeauftragte kommentierte den Beschluss im Göttinger Tagblatt mit: "Das ist Gleichstellung nur am Wochenende – aber immerhin."
Die Regelung für freie Bekleidungswahl am Wochenende solle als "Testphase" vom 1. Mai bis zum 31. August andauern. Sahri Sprinke vom "Bündnis Gleiche Brust für Alle" kommentierte die Entscheidung ebenfalls: "Wir hätten gerne gesehen, dass die freie Wahl der Badekleidung an jedem Tag möglich ist." Man kämpfe jerdoch weiter, bis es eine umfassende Gleichstellung gebe. GöSF-Chef Andreas Gruber erklärte, dass man mit der aktuellen Testphase "alle Anträge berücksichtigen" konnte. Er halte die Testphase für "praktikabel und umsetzbar".