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Schwalmstadt: Frau (20) vor Polizeistation erschossen - Fall nimmt unerwartete Wende


Autor: Agentur dpa, Redaktion

Schwalmstadt, Freitag, 25. Oktober 2024

Nach den tödlichen Schüssen auf eine Frau vor einer Polizeistation in Hessen sind viele Fragen offen. Den Ermittlungen zufolge richtete sie eine Waffe auf die Beamten - die aber nicht scharf war.
Im hessischen Schwalmstadt ist eine 20-Jährige durch Polizeischüsse ums Leben gekommen. Sie hatte zuvor auf die Beamten geschossen.


Update vom 25.10.2024, 14.49 Uhr: Wende im Fall der erschossenen Frau in Hessen - 20-Jährige ohne scharfe Waffe

Die von Polizisten im nordhessischen Schwalmstadt tödlich verletzte Frau hat keine scharfe Waffe getragen. Das teilten die Staatsanwaltschaft Marburg und das hessische Landeskriminalamt (LKA) am Freitag gemeinsam mit. "Nach den bislang durchgeführten Ermittlungen handelt es sich bei der von der Frau geführten Waffe nicht um eine 'scharfe' Waffe, sie sieht einer solchen jedoch zum Verwechseln ähnlich", erklärten die Ermittler. Ob die 20-Jährige tatsächlich Schüsse abgegeben habe und um welche Art Waffe es sich handelt, werde derzeit durch Sachverständige des LKA in Wiesbaden untersucht.

Die Frau habe keine Waffe mit Munition verwendet, wie sie etwa von der Polizei getragen werde, erläuterte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Es könne sich um eine Schreckschusspistole oder Softair-Waffe handeln. Auch könne derzeit nicht mit hundertprozentiger Sicherheit gesagt werden, ob die Frau auf die Beamten geschossen habe. "Fest steht, dass sie eine Waffe gezogen und diese auf die Beamten gerichtet hat", so der Sprecher.

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Am Donnerstag hatten die Ermittler zunächst mitgeteilt, die deutsche Staatsbürgerin habe nach bisherigen Erkenntnissen eine Schusswaffe gezogen und auf die Polizeikräfte geschossen. Diese hätten sodann von ihrer Schusswaffe Gebrauch gemacht und die Frau verletzt. Sie war trotz sofortiger Erste-Hilfe-Maßnahmen noch im Rettungswagen gestorben. Die Polizisten blieben unverletzt. 

Hinweise auf einen politischen, terroristischen oder ähnlichen Hintergrund gebe es nicht. Zu ihren Motiven und den näheren Hintergründen könnten derzeit noch keine weiteren Angaben gemacht werden, hieß es am Freitag. Gegen die vier Polizeibeamten sei - wie bei solchen Sachverhalten üblich - ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des Totschlags eingeleitet worden.

Ursprünglicher Artikel vom 25.10.2024, 9.52 Uhr: Frau eröffnet Feuer vor Polizeiwache in Hessen - Beamte erschießen 20-Jährige

Schockmoment im Norden Hessens: Vor einer Polizeiwache in Schwalmstadt haben Polizisten eine junge Frau getötet, die zuvor mit einer Waffe auf die Beamten geschossen haben soll. Die Polizisten blieben unverletzt. Hessens Innenminister Roman Poseck sprach am Tatort von einem Angriff auf eine Polizistin und drei Polizisten.

Sie seien "sehr betroffen" und würden psychologisch betreut, sagte der CDU-Politiker. "Sie waren in großer Gefahr. Sie mussten ihre Schusswaffe einsetzen." Wie viele Schüsse abgegeben wurden, sei Gegenstand der Ermittlungen. Poseck ergänzte: "Es war ein Angriff auf vier Beamte - und diese haben jedenfalls von der Schusswaffe Gebrauch gemacht." Er sprach von einer "Schießerei".

Junge Frau zieht vor Polizeiwache Waffe und schießt - Beamte erwidern Feuer

Die verletzte 20-jährige Deutsche war nach Worten des Ministers trotz sofortiger Erste-Hilfe-Maßnahmen noch im Rettungswagen gestorben. Die Staatsanwaltschaft in Marburg und das hessische Landeskriminalamt (LKA) teilten mit, die polizeibekannte Frau habe nach vorläufigen Erkenntnissen frühmorgens gegen 6 Uhr im Außenbereich der Polizeistation eine Waffe gezogen und auf die Polizisten geschossen. Daraufhin hätten die Beamten das Feuer erwidert. Der genaue Ablauf und die Hintergründe müssten noch ermittelt werden.

"Es gibt keine Hinweise auf einen politischen, terroristischen oder ähnlichen Hintergrund", sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Minister Poseck äußerte sich ähnlich. Zunächst keine Angaben gab es zu der Frage, warum die 20-Jährige so früh am Morgen bei der Polizeiwache war. Die Frau war laut Poseck "polizeiauffällig" gewesen, das bedeute, dass es Vorwürfe wegen verschiedener Straftaten gegeben habe.

Details nannte der hessische Innenminister auch hier nicht. Die Staatsanwaltschaft in Marburg und - wie in solchen Fällen üblich - das ferne LKA in Wiesbaden ermitteln in Schwalmstadt im Schwalm-Eder-Kreis. Abgeschirmt von rot-weißem Absperrband arbeitete zunächst die Spurensicherung am Tatort.

Angreiferin war "polizeiauffällig" - Motiv weiterhin unklar

Poseck betonte, seine Gedanken seien bei den angegriffenen Beamten: "Ihnen gelten meine Solidarität und mein Mitgefühl. Dies habe ich auch im Rahmen meines Besuches ausgedrückt." Derartige Attacken richteten sich auch gegen den Rechtsstaat insgesamt. Eine Trendumkehr bei der zunehmenden Gewalt gegen Einsatzkräfte sei dringend erforderlich.

"Wir müssen alles unternehmen, diejenigen wirkungsvoll zu schützen, die uns schützen. Das ist ein Auftrag für Politik und Gesellschaft", erklärte der Minister. "Die Schießerei vor der Polizeistation in Schwalmstadt macht abermals deutlich, mit welchen Gefahren und Herausforderungen der Polizeiberuf verbunden ist", ergänzte Poseck.