Scholz will Mehrwertsteuer senken: Sinnvolle Entlastung oder billiges Wahlkampfmanöver?
Autor: Robert Wagner, Agentur dpa
Deutschland, Donnerstag, 12. Dezember 2024
An der Kasse im Supermarkt merken Verbraucherinnen und Verbraucher die Inflation konkret - viele Produkte sind teurer geworden. Nun bringt der Kanzler eine Preisbremse über die Steuer ins Gespräch.
Kluge Entlastung von Geringverdienern oder billiges Wahlkampfmanöver? Bei dem neuen Vorschlag von Bundeskanzler Olaf Scholz gehen die Meinungen auseinander. Scholz hatte angesichts steigender Preise in den Supermärkten eine Senkung des ermäßigten Mehrwertsteuersatzes für viele Lebensmittel von 7 auf 5 Prozent vorgeschlagen.
"Das würde ganz vielen, die wenig Geld verdienen, helfen, und es wäre für den Bundeshaushalt keine übermäßige Belastung", sagte der SPD-Politiker in den ARD-"Tagesthemen" am Mittwoch, dem 11.12.2024. Aus Wirtschaft und Opposition erntet Scholz für seinen Vorstoß seitdem Kritik, Verbrauchervertretern reicht die Idee hingegen nicht aus. Noch vor der Neuwahl am 23. Februar angehen will Scholz sie aber ohnehin nicht.
Lebensmittel-Preise besonders stark gestiegen
Mit seinem überraschenden Vorstoß im anlaufenden Wahlkampf facht der Kanzler zumindest die Debatte über breite Entlastungen wieder an. Wichtig sei, "dass wir etwas sehr Überschaubares machen, was jeder beim täglichen Bedarf jeden Tag merkt" - an der Supermarktkasse. "Da sind einige schon ganz schön erstaunt, was da an Geld zusammenkommt für den Korb, den sie da gefüllt haben."
Tatsächlich sind die Preise für viele Nahrungsmittel lange stärker gestiegen als die allgemeine Inflation. Zwischen 2020 und 2023 verteuerten sie sich laut Statistischem Bundesamt insgesamt um mehr als 30 Prozent.
Im November schwächte sich der Preisauftrieb allerdings ab. Die Preise für Nahrungsmittel lagen noch um 1,8 Prozent höher als ein Jahr zuvor - bei einer Teuerung von insgesamt 2,2 Prozent. Deutlich teurer im Vergleich zu November 2023 waren zum Beispiel Butter (plus 38,9 Prozent) und Olivenöl (plus 13,3 Prozent).
Ermäßigter Steuersatz für viele Lebensmittel
Über die Mehrwertsteuer als Stellschraube wird immer wieder diskutiert. Aktuell greift für viele Lebensmittel der ermäßigte Steuersatz von 7 Prozent. Dazu gehören etwa Zucker, Mehl, Kartoffeln, Gemüse und Obst, Tee und Kaffee, Nüsse, Milch und Milchprodukte sowie Fleisch, Fisch, rohe Eier und Honig.
Für verarbeitete Produkte und Getränke gilt der reguläre Satz von 19 Prozent. Dabei gibt es an den Einordnungen auch Kritik: So seien für einen "Coffee to go" mit einem Schuss Milch 19 Prozent fällig, erläuterte der Bundesrechnungshof - für Latte Macchiato mit aufgeschäumter Milch und Espresso aber 7 Prozent.