Scholz oder Pistorius? SPD in K-Frage unter Entscheidungsdruck - Schröder und Gabriel äußern sich
Autor: Agentur dpa
Berlin, Dienstag, 19. November 2024
Olaf Scholz oder Boris Pistorius als Kanzlerkandidat? Die Parteiführung der SPD will bis Ende des Monats Klarheit schaffen. Jetzt schalten sich die früheren Parteigrößen Gerhard Schröder und Sigmar Gabriel in die Debatte ein.
In der SPD steigt der Druck für eine Entscheidung in der Frage der Kanzlerkandidatur immer mehr. Nach tagelanger Diskussion darüber, ob Amtsinhaber Olaf Scholz oder Verteidigungsminister Boris Pistorius der bessere Kandidat für die anstehende Neuwahl ist, will die SPD-Führung am Abend beraten. Bei der Schalte handelt es sich nach Angaben einer SPD-Sprecherin um "eine regelmäßige Telefonkonferenz mit den stellvertretenden Parteivorsitzenden zur Organisation des vorgezogenen Wahlkampfs in Bezug auf Daten und Fristen".
An dem Gespräch sollen die Parteivorsitzenden Lars Klingbeil und Saskia Esken, Generalsekretär Matthias Miersch und die stellvertretenden Parteivorsitzenden teilnehmen. Scholz ist nach jetzigem Stand nicht dabei. Sein Rückflug vom G20-Gipfel in Rio de Janeiro ist für den Abend deutscher Zeit geplant.
Schröder und Gabriel melden sich zu Wort
Unterdessen schalteten sich auch die früheren Parteigrößen Gerhard Schröder und Sigmar Gabriel in die Debatte ein. Ex-Kanzler Schröder warnte davor, den eigenen Bundeskanzler zu demontieren. Der ehemalige SPD-Chef Gabriel wies dagegen auf Widerstand an der Basis gegen ein "Weiter-so" hin. Mit Thüringens SPD-Chef Georg Maier rückte zudem ein Landesvorsitzender von Scholz ab.
Der Amtsinhaber will bei der am 23. Februar geplanten Neuwahl für die SPD erneut antreten, die SPD-Spitze und Kabinettsmitglieder der SPD unterstützen ihn bisher. Er sei als Kanzler der natürliche Kandidat, sagte etwa die stellvertretende SPD-Chefin Anke Rehlinger dem "Stern". Ähnlich hatte sich auch Scholz' Sprecher kürzlich geäußert. Die stellvertretende Bundesvorsitzende Serpil Midyatli sagte den Kieler Nachrichten: "Die SPD und Olaf Scholz sind bereit und treten an, um die Wahl zu gewinnen." Einen Beschluss des Parteivorstands für Scholz gibt es bisher aber nicht.
Deutlich beliebter in Umfragen ist Verteidigungsminister Boris Pistorius. In den vergangenen Tagen hatten sich immer mehr SPD-Politiker auf Kommunal-, Landes- und Bundesebene offen für eine Kandidatur von Pistorius ausgesprochen. Er selbst äußerte sich am Montagabend bei einer Veranstaltung der Mediengruppe Bayern in Passau auf Nachfrage. "In der Politik sollte man nie irgendetwas ausschließen, ganz egal, worum es geht", sagte er.
Schröder: Debatte schadet allen
Er sagte aber auch: "Da ich erstens ein zutiefst loyaler Mensch bin, zweitens in meiner Lebensplanung nie drinstand, Verteidigungsminister zu werden oder gar Bundeskanzler, werde ich 'nen Teufel tun und mir jetzt sagen: Ich mache das, ich trete jetzt an. Nein, das werden Sie von mir nicht hören. Ich bin Parteisoldat." Pistorius schob hinterher: "In meiner Lebensplanung findet das nicht statt und das muss auch ehrlich gesagt nicht sein."
"An der Basis der SPD steigt jeden Tag der Widerstand gegen ein "Weiter-so" mit Kanzler Scholz. Und der SPD Führung fallen nur Beschwichtigungen und Ergebenheitsadressen ein", schrieb Gabriel bei X. Jetzt sei mutige politische Führung gefragt. Wer das laufen lasse, bringe die SPD unter 15 Prozent, warnte er. Thüringens SPD-Landeschef Maier sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND), Scholz werde in der Bevölkerung für das Scheitern der Ampel-Koalition mitverantwortlich gemacht, ohne dass er das zu verschulden hätte. "Vor diesem Hintergrund stellt sich natürlich die Frage, ob aus Sicht der Partei ein Wechsel bei der Kanzlerkandidatur nicht besser wäre."