Machtkampf statt Neustart - Holpriger Wechsel an Bahn-Spitze
Autor: Fabian Nitschmann, Matthias Arnold und Andreas Hoenig, dpa
, Montag, 22. Sept. 2025
Der Wechsel an der Bahn-Spitze sorgt für Streit: Die Gewerkschaft EVG stellt sich gegen die Pläne des Verkehrsministers – was bedeutet das für die anstehenden Entscheidungen?
Bei der Deutschen Bahn gerät die Neubesetzung des Chefpostens zum Streitthema. Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG will in den zuständigen Aufsichtsräten gegen die beiden Wunschpersonalien von Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) stimmen. Nur wenige Stunden zuvor hatte Schnieder die designierte neue Bahnchefin Evelyn Palla sowie Dirk Rompf als designierten neuen Chef der Infrastrukturgesellschaft DB InfraGo vorgestellt. Zudem präsentierte Schnieder eine neue Bahn-Strategie - die angesichts des drohenden Machtkampfes aber in den Hintergrund rückte.
Der Ärger der Gewerkschaft richtet sich vor allem gegen Rompf, der schon mal Chef von DB Netz war und vielen im Konzern noch bekannt ist. «Der Weg nach vorn kann niemals durch die Vergangenheit führen. Professor Rompf war sechs Jahre lang Vorstandsvorsitzender der DB Netz und ist mit seinem Sparwahn mit schuld an der heutigen Situation», sagte EVG-Chef Martin Burkert. «Jeder Fahrgast spürt heute noch die Auswirkungen seiner schlechten Bilanz.» Die Personalie Rompf habe weit in den Bahnkonzern hinein für Ablehnung gesorgt.
SPD-Fraktionschef Matthias Miersch zeigte sich irritiert. «Ich bin davon ausgegangen, dass mit den maßgeblichen Playern die Dinge vorher auch abgestimmt und rückgekoppelt sind. Insofern hoffe ich, dass der Minister sehr schnell zu einer Klärung beitragen wird», sagte Miersch am Rande einer Parteisitzung.
Schnieders Strategie rückt in den Hintergrund
Der mit viel Zuversicht von Schnieder und Palla ausgerufene Neustart bei der Bahn wird so nach nur wenigen Stunden zum Fehlstart. Unter anderem legte Schnieder mit seiner Strategie drei Sofortprogramme für mehr Kundenzufriedenheit vor, Palla sprach von einer neuen Ära, die mit mehr Fokus auf die Kernaufgabe Zugverkehr beginnen solle. Der Blick richtet sich aber nun auf die Sitzung des Aufsichtsrats des Konzerns am Dienstag.
Dieser ist für die Berufung Pallas zuständig, Rompf muss vom Aufsichtsrat der DB InfraGo berufen werden. Der Konzernaufsichtsrat der Deutschen Bahn ist paritätisch mit Vertretern des Bundes als Bahn-Eigentümer und der Arbeitnehmerseite besetzt. Beide Seiten stellen jeweils neun Mitglieder. Daneben gibt es noch den Aufsichtsratsvorsitzenden Werner Gatzer und seinen Stellvertreter Burkert.
Palla wird blockiert - kann die EVG Rompf so verhindern?
Die rechtlichen Details zur Berufung Pallas werden der EVG zufolge derzeit geprüft. Sollte die nötige Mehrheit für sie nicht zustande kommen, tritt Burkert zufolge der Vermittlungsausschuss zusammen - erstmals in der Geschichte der Deutschen Bahn. Nach Verhandlungen dort dürfte zu einem späteren Zeitpunkt eine einfache Mehrheit für die Berufung der neuen Chefin ausreichen.
Pallas Berufung dürfte die Gewerkschaft also nicht dauerhaft verhindern können. Bei der Personalie Rompf ist die EVG weitaus optimistischer: Burkert geht davon aus, dass der Manager weder eine Zwei-Drittel-Mehrheit noch eine einfache Mehrheit erhalten wird.