Pädophilen-Netzwerk um "KidFlix" zerschlagen: Auch Franken betroffen - größter Einsatz der Geschichte
Autor: Robert Wagner, Alexander Milesevic
Deutschland, Mittwoch, 02. April 2025
Ermittler schlugen in 35 Ländern zu. "KidFlix"hatte rund zwei Millionen Nutzer weltweit. Es geht um Zehntausende Videos mit sexuellem Missbrauch von Kindern.
Ermittler aus mehr als 30 Ländern haben nach Angaben von Europol ein riesiges Pädophilen-Netzwerk mit fast zwei Millionen Nutzern weltweit ausgehoben. 79 Menschen seien festgenommen worden, teilte Europol mit. Darunter auch Personen aus Franken. Die Ermittlungen wurden derweil federführend in Bamberg geführt: Seit dem 1. Januar 2015 arbeitet von dort aus die Zentralstelle Cybercrime.
Unter Leitung des bayerischen Landeskriminalamtes ist die Plattform "KidFlix" vom Netz genommen worden. Nach Darstellung von Europol geht es um eine der größten Pädophilen-Plattformen weltweit. Demnach soll es sich auch um den bisher größten Einsatz gegen den sexuellen Missbrauch von Kindern in Europa handeln.
Tausende Videos und etwa 1.400 Verdächtige weltweit
Die Server der Plattform mit zu dem Zeitpunkt über 70.000 Videos war den Angaben zufolge Anfang März von deutschen und niederländischen Behörden geschlossen worden. Weltweit seien etwa 1.400 Verdächtige identifiziert worden. Die 79 Festgenommen stünden nicht nur unter dem Verdacht, Videos von sexuellem Missbrauch von Kindern angeschaut oder heruntergeladen zu haben. Einige von ihnen würden auch des aktiven Missbrauchs verdächtigt.
Die Ermittlungen hatten 2022 begonnen. Vom 10. bis 23. März hatten die Ermittler zugegriffen, den Angaben zufolge waren Tausende elektronische Apparate und insgesamt über 91.000 Videos beschlagnahmt worden. In Bayern wurden im Rahmen der gemeinsamen "Action Days" am 10. März 2025 neun Durchsuchungen bei neun Tatverdächtigen durchgeführt. Diese fanden in Augsburg, München, Nürnberg und in den Landkreisen Landsberg am Lech, Regen, Rosenheim, Oberallgäu, und Neumarkt in der Oberpfalz statt. Insgesamt hatten im gesamten Ermittlungskomplex zwölf Tatverdächtige ihren Wohnsitz in Bayern.
Einer davon geriet bereits zuvor ins Fadenkreuz der Ermittler: So durchsuchten Kriminalbeamte des Polizeipräsidiums Mittelfranken bereits am 24. Januar 2025 die Wohnung eines 30-jährigen Mannes. Nachdem bekannt geworden war, dass dieser sich kinderpornographisches Material auf der Plattform "KidFlix" angesehen haben soll, wurde auch sein familiäres Umfeld sofort überprüft. Im gemeinsamen Haushalt lebten laut Polizei zwei minderjährige Kinder. Nach der Durchsuchung und Sicherstellung von Beweismitteln wurden die Kinder unmittelbar in die Obhut des zuständigen Jugendamtes übergeben, sie befinden sich jetzt nicht mehr in der Familie.
Plattform von Cyberkriminellen eingerichtet
Deutschlandweit gab es in allen Bundesländern außer Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein insgesamt 96 Durchsuchungen, bei denen Mobiltelefone, Computer und andere elektronische Datenträger sichergestellt wurden. Es wird gegen 103 Tatverdächtige ermittelt.
"KidFlix" war nach Angaben von Europol 2021 von Cyberkriminellen errichtet worden und wurde den Angaben zufolge eine der populärsten Plattformen für Pädophile. Über "KidFlix" konnten sich die weltweit circa 190.000 Nutzer gegen Bezahlung Videos, die sexuellen Missbrauch von Kindern zeigen, laden und auch streamen.