Scharfe Attacken im Bundestag: Zitate der Vorsitzenden in der letzten Debatte vor der Wahl
Autor: Agentur dpa
Berlin, Dienstag, 11. Februar 2025
In der letzten Debatte vor der Neuwahl lieferten sich Scholz und Merz einen heftigen Schlagabtausch. Zentrale Themen waren Migration, Wirtschaftsstrategie und der Umgang mit der AfD.
Tief zerstritten hat sich der Bundestag knapp zwei Wochen vor der vorgezogenen Neuwahl mit einer letzten Debatte über die Lage in Deutschland verabschiedet. Vor allem Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und sein aussichtsreichster Herausforderer Friedrich Merz von der Union lieferten sich erneut einen harten Schlagabtausch über Migration, den Kurs in der Wirtschaftspolitik und den Umgang mit der AfD.
Scholz warf Merz vor, mit seinen Migrationsplänen die europäische Integration zu gefährden. "Friedrich Merz tritt an, Europa zu Grabe zu tragen", sagte er. Damit stelle er auch das "stolze Erbe" der früheren CDU-Kanzler Konrad Adenauer, Helmut Kohl und Angela Merkel infrage. Erneut warnte der Kanzler davor, dass die Union nach der Wahl eine Koalition mit der vom Verfassungsschutz als teilweise rechtsextremistisch eingestuften AfD eingehen könnte
Merz kontert Scholz: Baut "Popanz" auf
Merz wies das als gezielte Angstmacherei zurück. "Es kommt eine Zusammenarbeit von uns mit der AfD nicht infrage", versicherte er. Dem Kanzler warf er vor, einen "Popanz" aufzubauen - gemeint sei damit eine "Kunstfigur", mit der man versuche, Menschen Angst zu machen. Für die Zeit nach der Wahl bot Merz den Parteien der "demokratischen Mitte" die Zusammenarbeit an.
Der erbitterte Schlagabtausch der beiden Kanzlerkandidaten bestimmte die letzte Debatte des 20. Bundestags, der sich nach dem Bruch der Ampel-Koalition im November etwa sieben Monate früher auflöst als geplant. Spätestens 30 Tage nach der Wahl am 23. Februar wird er vom 21. Bundestag abgelöst, der dann deutlich kleiner sein wird. Das neue, von der Ampel-Koalition beschlossene Wahlrecht begrenzt die Größe auf 630 Abgeordnete. Bei der Wahl 2021 waren noch 736 Abgeordnete in den Bundestag eingezogen.
Nach den aktuellen Umfragen hat die Union mit Werten zwischen 28 und 34 Prozent beste Chancen, stärkste Kraft zu werden. Dahinter folgt die AfD mit 20 bis 22 Prozent. Die Kanzlerpartei SPD stagniert bei 15 bis 18 Prozent abgeschlagen auf Platz drei.
Scholz wirft Merz "Zockerei" vor
Scholz reagiert auf die bisher ausbleibende Trendwende mit schärfer werdenden Angriffen gegen Merz, so auch schon beim ersten Fernsehduell mit seinem Herausforderer am Sonntag. In seiner Rede im Bundestag stimmte er die Bürger aber zunächst auf schwierige Zeiten ein, versuchte aber gleichzeitig Zuversicht zu verbreiten: "Der Wind weht derzeit von vorn. Und die Wahrheit ist: Das wird sich in den kommenden Jahren auch nicht grundlegend ändern."
Er wolle nicht das Blaue vom Himmel versprechen, betonte er. "Aber was ich den Bürgerinnen und Bürgern verspreche, ist: Wir kommen da gemeinsam durch! Wir kommen da durch, wenn wir jetzt nicht falsch abbiegen." Das "Wir kommen da durch" erinnert an eines der bekanntesten Zitate seiner Vorgängerin Angela Merkel aus der Zeit, als sie die Grenzen für Flüchtlinge aus Syrien öffnete: "Wir schaffen das."