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Rock-Pop-Marathon im Park


Autor: Helmut Ölschlegel

, Freitag, 03. Juni 2011

"Rock im Park" hat an diesem Wochenende in Nürnberg wieder ein reichhaltiges Programm für nahezu 60.000 Fans zu bieten
Der Sänger der Gruppe Ash.  Fotos: Helmut Ölschlegel


Am ersten Juniwochenende steigt mit "Rock am Ring" in der Eifel und "Rock im Park" in Nürnberg das größte Open Air Rock Festival in Deutschland. Am Freitag strömten wieder an die 60.000 Rockfans auf das Zeppelinge-lände nach Nürnberg, um nahezu 90 derzeit angesagte Bands auf drei Bühnen gleichzeitig live zu erleben. Das Internetportal www.rock-im-park.de dient der Orientierung ebenso wie ein Plan, um sich auf dem weitläufigen Gelände zwischen Clubstage in der Arena und den beiden Open Air Bühnen, der Alternastage im Park dahinter und der Centerstage auf dem Zeppelinfeld daneben, zurechtzufinden.

Musikmix queer Beet

Ging es am Freitag quer durch einen Stilmix der Indie-, Rock- und Popmusik mit den Brit-Pop-Größen Coldplay als Headliner, so hat der Samstag viel für Hard-rock- und Metal-Fans zu bieten, abgesehen von einigen 1#googleAds#100x100 Singer-Songwritern, wie Frank Turner und Pete Yorn auf der Clubstage. Gruppen a lá System Of A Down, 3 Doors Down oder In Extremo werden ordentlich Gas geben und für lautstarkes Enter-tainment sorgen. Dagegen wird am Sonntag wieder ein mehr gemischtes Rock-Programm mit Kings Of Leon, Mando Diao, White Lies und vielen anderen für Ab-wechslung sorgen.

Auftakt am 1. Tag auf der Alternastage

Bereits um die Mittagszeit sorgte die vierköpfige Newcomerband [pi !] aus Dresden auf der Alternastage mit energiegeladenem Alternative Rock für "A Perfect Begin-ning". Mit ihrem erstem Single-Hit "Radio" wollen sie offenbar genau da rein um den "Overcome" zu schaffen. Bei strahlendem Sonnenschein und stetig anwachsender Publikumsmenge zeigte dann die deutsche Metalcore-Band Caliban kontrastreich, welche Bandbreite im Park zu hören sein wird. Zum krächzenden Grunzen des Frontmans wurde auf die Instrumente eingedroschen was das Zeug hält. Mit Keller-mensch aus Dänemark ging es anschließend merklich niveauvoller weiter.

Morning Parade am Mittag auf der Centerstage

Eine neue Brit-Pop-Band aus England eröffnete gestern auf der Centerstage pünkt-lich um 13.40 Uhr den Reigen der Live-Acts, die sich dort bis 23 Uhr an der PA ab-wechselten. Ob sich das Quintett aus Harlow/Essex in naher Zukunft tatsächlich "Under The Stars" (aktuelles Album) befinden werden, wird sich noch zeigen.
Neuseelands Indie-Pop-Newcomer The Naked And Famous aus Auckland bewiesen mit ihrem Debütalbum "Passive Me, Aggressive You" in einer Mischung aus traditi-onsverbundenem Pop und modernen elektronischen Klängen stilistische Vielseitig-keit und kreative Experimentierfreude. Nicht besonders aufregend, aber nett anzuhö-ren.

Qualitätssteigerung gegen Abend

Die 1993 gegründete Gruppe Ash aus Downpatrick ist bereits Festival erprobt. Die seit 2007 mit dem Album "Twilight Of Innocence" zum Trio geschrumpfte Indie-Rock-Band sorgte für zunehmende Begeisterung vor der Centerstage und bewies, dass es auch ohne neue Alben geht. Ihre Songs erscheinen inzwischen einzeln nach und nach und werden dann, wenn genügend zusammen gekommen sind, auf Compilation-CDs veröffentlicht.
Das elegante Pop-Duo Hurts aus Manchester revitalisierte die stylishen Werte des Synthiepop etwas pathetisch zu einem kunstvollem "Wonderful Life". Nach dem Mot-to ihres Debütalbums "Happiness" bereiteten sie dem geneigten Publikum viel Freu-de und Spaß, obwohl ihr Sound eher cool und distanziert rüberkam.
Mit The Kooks sorgte eine weitere britische Rockband am frühen Abend für eine Qualitätssteigerung. Das Quartett aus Brighton bot melodiöse Rockmusik, die ins Ohr geht und dort eine ganze Weile hängen bleibt. Frontman Luke Pritchard prä-sentierte sich deutlich in der Tradition von Ray Davis, was bereits mit "See The World" aus dem Album "Konk" mit einer Hommage an die Kinks deutlich wurde.

Etwas aus dieser Reihe der englischen Bands tanzten anschließend die Söhne Mannheims. Das Kollektiv um den polarisierenden Mastermind Xavier Naidoo sorgte mit gefühlsbetontem deutschsprachigem HipHop-Pop für einen deutlichen Wechsel vor der Centerstage im Publikum. Viele wechselten zur Alternastage und kamen erst zum Hauptact zurück, andere outeten sich als echte Fans und fanden die bekannten Mitsing-Hits bis "Iz On" echt "in".

Programmalternativen auf der Alternastage und Clubstage

Weniger bekannte Acts sorgten derweil auf den beiden weiteren Bühnen für Alterna-tiven. Auf der Clubstage überraschte die Gruppe Jamaika mit französischem Pop und das europäische Kollektiv Bonaparte mit einer Multi-Kulti-Melange aus hedonisti-schem Theater-Rock und bewussten Stilbrüchen. Richtig heftig wurde es bei den Metal-Core-Acts auf der Alternastage von In Flames über Disturbed und Korn bis Rob Zombie.

Für Samstag und Sonntag gibt es noch Restkarten als Tagestickets an der Abendkasse. Während besonders dringend Ohrstöpsel empfohlen werden, da die Metal-Bands trotz Lautstärkebegrenzung zur vollen Dröhnung antreten, wird es bei mehr mainstreamigen Rockbands tendenziell etwas gemäßigter zugehen.