Rhein zu Migration: «Haben die Belastungsgrenze erreicht»
Autor: dpa
, Freitag, 03. November 2023
Die Debatte um Kontrolle und Begrenzung von Migration wird kontrovers geführt. Vor dem Gipfeltreffen am Montag melden sich mehrere Ministerpräsidenten zu Wort.
Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) dringt auf eine schärfere Gangart beim Thema Migration. «Wir haben die Belastungsgrenze erreicht», sagte Rhein im Deutschlandfunk. In den Kommunen gebe es «teils dramatische Zustände». Die Hauptfrage, die die Politik lösen müsse, sei: «Wie kommen weniger in das Land hinein, illegal.» Zweiter Punkt sei, wie man abgelehnte Asylbewerber zurückführe könne. Außerdem müssten «die Anreize runter».
Rhein sprach sich auch klar für Grenzkontrollen aus. Wenn man die Außengrenzen der EU nicht schützen könne, müsse man die Binnengrenzen schützen. «Wir brauchen Lage-angepasste Grenzkontrollen besonders zu Tschechien und Polen.» Kontrollen seien zudem ein deutliches Signal, «dass die grenzenlose Offenheit in Deutschland, jedenfalls derzeit, vorüber ist».
Das sogenannte Dublin-Verfahren müsse wieder eingeführt werden: Migranten müssten dann in dem Land bleiben, im dem sie zuerst registriert wurden. Wer später weiter wandere, müsse mit den Sozialleistungen des ersten Landes zurechtkommen.
Rhein für Auslagerung von Asylverfahren
Die Auslagerung von Asylverfahren in Länder außerhalb der EU sei «ein sehr richtiger und wichtiger Vorschlag». Das EU-Türkei-Abkommen «hat richtig gut funktioniert, das war richtig wirksam. Und solch ein Verfahren brauchen wir jetzt auch beispielsweise mit Tunesien».
Das Thema Migration werde auch bei den Sondierungsgesprächen nach der hessischen Landtagswahl «intensiv» mit möglichen Koalitionspartnern diskutiert. Auf die Frage, welche Partei der CDU dabei näher sei, sagte Rhein: «Die Dinge sind vollkommen ergebnisoffen noch zum heutigen Tage».
Länder fordern mehr Geld für Flüchtlingsversorgung
Rhein teilte der Deutschen Presse-Agentur in Wiesbaden mit: «Allein in diesem Jahr summieren sich die Kosten für asyl- und flüchtlingsbedingte Ausgaben der Länder auf 17,6 Milliarden Euro. Hinzu kommen weitere 5,7 Milliarden Euro an Kosten, die von den Kommunen getragen werden.»
Der Bund beteiligt sich Rhein zufolge an diesen Kosten in diesem Jahr «mit lediglich 3,75 Milliarden Euro und will den Betrag für 2024 auf 1,25 Milliarden Euro kürzen. Das ist aus Sicht der Länder nicht akzeptabel, weil der Bund die Städte und Gemeinden mit ihren Problemen alleine lässt.» Die Länder seien sich da sehr einig - obwohl es fünf verschiedene Parteibücher im Reigen der Ministerpräsidenten gebe.